So kann es sich anfühlen, wenn plötzlich alles von einem abfällt: fort sind die kreisenden Gedanken im Kopf und der Druck durch eine niemals endende To-Do-Liste. Da ist nur noch das Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter im Wind und ein Sonnenstrahl, der durch das Blätterdach der alten Bäume fällt. Durchatmen und einfach da sein: Wie gut, dass genau hier eine weiße Gartenbank steht.
Zwischen märkischen Wäldern, kleinen Seen und stillen Dörfern, mitten im schönen Barnim, liegt dieser besondere Ort: „Das Haus Grüntal“. Es ist ein ehemaliges Pfarrhaus im Kirchenkreis Barnim mit großem Garten, das seit vielen Jahren ein Ankommen für Menschen bereithält, die nach spiritueller Tiefe, ökologischer Orientierung oder persönlicher Einkehr suchen. Mit einem neuen Vorstand möchte sich „Das Haus Grüntal“ jetzt noch mehr auf das Thema der spirituellen Ökologie ausrichten.
Andrea Richter ist Vorsitzende des Vereins „Das Haus Grüntal“
„Ich glaube, dass die Schöpfung eine eigene Spiritualität hat. Sie hat eine Weise der Gottesbeziehung, von der wir lernen können“, sagt Andrea Richter, Vorsitzende des Vereins „Das Haus Grüntal“ und Studienleiterin für Spiritualität im Amt für kirchliche Dienste (AKD). „So trägt der Baum die Botschaft, verwurzelt und mit der Erde verbunden zu sein – auch mit Insekten oder Vögeln, die in seinen Ästen nisten. Er trägt Früchte, ist sterblich und am Ende gibt er sich selbst hin für das andere Leben, das leben will.“
Im Haus Grüntal ist die Natur nicht nur Kulisse, sondern Akteurin. Das Gelände – der ehemalige Pfarrgarten auf rund 10000 Quadratmetern – ist geprägt von alten Bäumen, kleinen Biotopen und versteckten Sitzplätzen. Feuerstelle und Gemeinschaftstisch laden zur Begegnung ein.
Das ehemalige Pfarrhaus selbst ist schlicht und geschmackvoll ausgestattet. In der „Guten Stube“ steht das Klavier und der lange Tisch am Lehmofen. Sieben Zweibettzimmer stehen zur Verfügung. Sie sind einfach, aber behaglich eingerichtet. Die sanitären Anlagen werden geteilt. Es gibt einen großen Seminarraum und einen Meditationsboden unter dem Dach. „Dennoch ist alles da, was benötigt wird, um sich wohlzufühlen“, so Andrea Richter. „Das reduzierte Ambiente lädt besonders dazu ein, Dinge allein oder in der Gruppe zu bedenken“, sagt Andrea Richter.
Im Schaukasten an der Eingangspforte begrüßt die Gäste der Sonnengesang von Franz von Assisi und weist damit auf die zentrale Idee der ökologischen Spiritualität hin. „Danach sind die Natur und die Tiere keine Objekte, die der Mensch ausbeutet, sondern Subjekte, wie Brüder und Schwestern“, so Richter. „Ich wünsche mir, dass dieser Ort ein ganzheitlicher Erfahrungsort dafür ist.”
„Das Haus Grüntal” kann auch angemietet werden
Das Haus ist offen für viele unterschiedliche Gruppen: „Neben kirchlichen Gremien, die sich zu Klausurtagen oder Beratungen treffen und Einzelpersonen, die eine Auszeit suchen, haben wir regelmäßig Teams aus dem Bundeswehrkrankenhaus zu Gast, die mit Patientinnen aus der Seelsorgearbeit für Folgeschäden kommen“, erzählt Andrea Richter. Auch die Naturschule Barnim oder Kräuterpädagogikgruppen nutzen den Ort.
Dazu gibt es ein umfassendes Seminarangebot. Die Angebote reichen von liturgischen Seminaren und ökospirituellen Einkehrtagen über „Dialoge mit der Schöpfung“ bis hin zu besonderen Formaten wie Tee-Retreats. Zur Mitgliederversammlung im Mai gab es eine Teezeremonie mit Wasser aus der nahen Herta-Quelle in Eberswalde.
Das Haus ist nicht nur in einen wunderschönen, naturnahen Garten eingebettet, sondern auch in den Naturpark Barnim mit einer Vielzahl an Wander- oder Radwegen, beschaulichen Orten und kleinen Dorfkirchen. „Das Haus ist ein Fleckchen Erde, mit dem es Gott offensichtlich gut gemeint hat“, so heißt es im Flyer des Vereins.
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Pilgernde auf der „Via Imperii“, die hier vorbeiführt, finden im neu eingerichteten Pilgerzimmer des Hauses eine Herberge. Der Verein ist Mitglied in der Jakobusgesellschaft und gehört zu den offiziellen Herbergen am Jakobsweg. Getragen wird das Haus von einem kleinen, engagierten Verein in Kooperation mit dem AKD. Aktuell hat „Das Haus Grüntal“ 50 Mitglieder, von denen sich etwa ein Viertel handwerklich, gärtnerisch oder mit eigenen Seminarangeboten so einbringen, wie es ihre Zeit zulässt.
Der Verein „Das Haus Grüntal“ finanziert sich durch Einnahmen und Spenden
Der Vorstand hat sich 2023 neu aufgestellt. Dazu sind weitere Neuerungen gekommen, wie das Pilgerzimmer in der ehemaligen Winterkirche. Im Garten freuen sich jetzt Frösche und Libellen über ein Feuchtbiotop und einige junge Obstbäumchen wurden gepflanzt. „Große finanzielle Unterstützung erhält der Verein nicht. Er lebt von Spenden und dem, was er erwirtschaftet“, so Andrea Richter.
Im Oktober wird Andrea Richter, die seit 2012 Studienleiterin für Spiritualität im Amt für kirchliche Dienste (AKD) in der EKBO ist, in den Ruhestand verabschiedet.
Dem Haus Grüntal bleibt die Pfarrerin weiter verbunden – mit einer25-prozentigen Beauftragung durch das AKD. Sie betont: „Ich freue mich sehr, dass unsere Landeskirche dem Thema ökologische Spiritualität besondere Bedeutung beimisst.“
Weitere Informationen unter:
https://das-haus-gruental.de/