Die meisten Bärenarten passen ihre Ernährung an das Klima und das Nahrungsangebot an. Eine neue Studie zeige, dass die Bären mit dieser Anpassung auch ihre ökologische Funktion änderten, teilte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Ein internationales Wissenschaftler-Team habe herausgefunden, „dass eine veränderte Rolle großer Raubtiere die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen gegenüber dem globalen Wandel stärken könnte“. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht.
Die Forscher haben ökologische und paläoökologische Daten zu sieben Bärenarten ausgewertet.
Auf dem Speiseplan der größten landlebenden Raubtiere stehen Beeren, Wurzeln und Gräser sowie auch Insekten, Fische und Säugetiere. „Sie jagen Beutetiere, fressen Aas, breiten Samen aus und ernähren sich von Pflanzen. Auf diese Weise beeinflussen sie Beutetierbestände, das Wachstum und die Verbreitung von Pflanzen, den Nährstoffkreislauf und den Energiefluss“, sagte Jörg Albrecht vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt.
Das Team habe unter anderem Knochenmaterial von Braunbären aus naturhistorischen und paläontologischen Sammlungen untersucht. Die Isotopenanalyse fossiler Bärenknochen zeigt den Angaben zufolge, dass etwa der Europäische Braunbär nach der letzten Eiszeit vor circa 12.000 Jahren zunehmend auf pflanzliche Nahrung umgestiegen ist.
„Der globale Wandel verändert die Struktur von Nahrungsnetzen an Land und im Wasser grundlegend – mit teils drastischen Folgen für ganze Ökosysteme“, sagte Albrecht. Gerade große Allesfresser an der Spitze der Nahrungskette seien hier interessant. „Wenn sich ihre Rolle im Ökosystem – etwa von Räubern zu Pflanzenfressern – verschiebt, kann das die Struktur ganzer Nahrungsnetze verändern.“ Wie Allesfresser auf Umweltveränderungen reagieren, könne ein Frühindikator für Umbrüche in Ökosystemen sein.