Helgoland. Der Friedhofsgärtner hatte es gleich geahnt. Ein großes Paket stand mitten im Flur, zwischen seinem Büro und dem Amtszimmer von Pamela Hansen, der Pastorin auf der Insel Helgoland. „Da ist dein Buch drin“, rief er der Pastorin zu. „Damit hatte ich gar nicht gerechnet“, erinnert diese sich einige Wochen später. „Schließlich war es noch gar nicht offiziell erschienen.“ Doch der Friedhofsgärtner hatte Recht. Wie die Insulaner so oft einen siebten Sinn zu haben scheinen für das, was ihre Pastorin bewegt – oder bewegen könnte.
Die Insulaner und ihre Offenheit, die zwischen unverhohlener Neugierde und Großherzigkeit changiert, davon erzählt Pamela Hansen in ihrem ersten Buch. „Die Inselpastorin“ heißt es, Anfang März ist es erschienen und gleich auf Platz 10 der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. „Völlig platt“ sei sie gewesen, sagt Hansen. Denn sie wisse eigentlich noch gar nicht so genau, wie der Hase im Literaturbetrieb läuft. Eine Agentin habe sie auf ihren Blog „Pastorendasein auf Helgoland“ angesprochen, erzählt sie. Die habe ihr dann geholfen, ein Exposé zu verfassen – und der Rowohlt-Verlag schlug zu.
Zu Gast in TV-Talkshow
Pamela Hansen beschreibt sich selbst als Mensch, der schreibt, weil er gern erzählt. Daher schreibt sie über das ungewöhnliche Inselleben, wo selbst das Lüften des Pastorats manchmal schwierig ist, wenn Stürme über der Nordseeinsel toben. Und sie verkündigt. Wie nebenbei durchzieht Gott als „großer Boss, der etwas mit mir vorhat“, das Buch. „Selbstverständlich kommt Verkündigung mit rein“, sagt Pamela Hansen, die bereits im modischen geschnittenen Oberteil mit Collar-Kragen in der NDR-Talkshow über ihr Buch sprach. „Das bin ich, ich könnte nicht anders.“ Bereits im Vikariat habe man ihr ein „bekennendes Wesen“ bescheinigt, erzählt die Pastorin.
Zum „bekennenden Wesen“ gehört aber auch die Offenheit, mit der sie nun ihre Leser teilhaben lässt an ihrem durchweg autobiografisch geschilderten Leben. Dabei geht es auch um den Propst in Dithmarschen, Kirchenkreisstrukturen und Pfarrstellenvergabe – leicht verständlich und wie nebenbei erklärt. „Ich versuche immer, nichts vorauszusetzen“, sagt Pamela Hansen. Was für ihre Predigten in der Helgoländer St.-Nicolai-Kirche gilt, gilt auch für ihr Buch.
2011 kam Hansen nach fünf Jahren im US-amerikanischen Michigan als Pastorin auf den roten Felsen. Mit einer Beschreibung des Weges ins Pastorat beginnt ihr Buch. Unterhaltsam und unbekümmert beschreibt sie darin die Herausforderungen des frühmorgendlichen Joggens, wenn die dunklen Schemen der Tierwelt sie in der Dunkelheit erschrecken ebenso wie die Probleme mit der Glockentechnik. Die Pastorin ist jedoch nicht nur Geistliche, sondern auch Weltliche – und Feuerwehrfrau. So gibt es auch ein Kapitel über die Freiwillige Feuerwehr Helgoland in ihrem Buch.
In die Arme geschlossen
Und da sind natürlich immer wieder die Helgoländer, die ganz genau auf ihre Pastorin schauen. Pamela Hansen stört das wenig. „Ich bin genauso neugierig“ gibt sie freimütig zu. Zu der Neugierde kommt die Offenheit, mit der die Helgoländer ihre Pastorin von Anfang an in ihre Arme – und wohl auch in ihre Herzen – geschlossen haben.
Mittlerweile hat sie 16 Exemplare der „Inselpastorin“ auf der Insel verschenkt. Der sechsköpfige Kirchengemeinderat hat jeweils ein Buch pro Person erhalten – und auch der Feuerwehrchef bekam eines – und las es noch am selben Abend durch. Beklagt habe sich niemand, sagt Pamela Hansen über ihre ersten Leser, Gemeindeglieder und Nachbarn. „Alle waren ganz begeistert.“
Info
Pamela Hansen:
Die Inselpastorin.
Rowohlt 2020, 288 Seiten, 15,- Euro.
ISBN 9783499000669
Das Buch kann in der Evangelischen Bücherstube bestellt werden.
Die Evangelische Bücherstube gehört zur Evangelischen Zeitung.