Mit Leo XIV. wurde erstmals ein Amerikaner Papst. Er entstammt dem Orden der Augustiner – aus dem einst auch Martin Luther kam.
Der neue Papst Leo XIV. kommt aus dem Augustinerorden. Der Sammelbegriff “Augustiner” bezeichnet Ordensgemeinschaften, die nach den Ordensregeln des Augustinus von Hippo (354-430) leben. Er hatte zu seinen Lebzeiten Klöster gegründet und den Mönchen eine Regel gegeben – die älteste der Westkirche.
In den Jahrhunderten danach bildeten sich einzelne Orden und Eremitenverbände, die das augustinische Erbe weiterführten. Zur Zeit der großen Ordensgründungen im Mittelalter des 12. und 13. Jahrhunderts – Franziskaner, Karmeliter und Dominikaner – wurden alle kleineren Gemeinschaften unter Papst Innozenz IV. 1244 zusammengefasst. 1256 wurde der Orden von Alexander IV. auch offiziell bestätigt. Da dabei auch Eremitenverbände mit aufgenommen wurden, nannte man den Orden “Augustiner-Eremiten”. Der Eremiten-Begriff wurde 1963 gestrichen.
Als Ordenskleid bekamen die Mitglieder den schwarzen Habit, einen Ledergürtel und eine schwarze Kapuze. Die Klosterregeln waren vergleichsweise mild und enthielten namentlich das Fasten; auch durften die Mönche Schuhe statt Sandalen tragen. Durch die Gründung des Ordens wollten die Päpste auch Weltpriestern die Vorteile mönchisch-klösterlichen Lebens eröffnen. Mittelpunkt des wissenschaftlichen Strebens im Orden war das 1259 gegründete Pariser Kloster mit seinem später der Universität eingegliederten Studienhaus.
Nach dem Willen des Papstes sollten sich die Brüder in den Städten niederlassen, nicht in der Einsamkeit. Ihr Auftrag bestand in der Verkündigung des Gotteswortes durch Predigt und Schriftauslegung, die würdige Gestaltung des Gottesdienstes und die Pflege von Wissenschaft und Kunst. Im Augustinerorden gab es keinen Statusunterschied zwischen Priestern und Laienbrüdern; letztere waren in den Kapiteln (Versammlungen) ebenfalls voll stimmberechtigt und hatten Zugang zu allen Ämtern.
Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit des Ordens. Er unterhielt damals rund 2.000 Mönchs- und 300 Frauenklöster mit etwa 35.000 Mitgliedern. Besonders beliebt wurde der Orden im deutschen Sprachraum. Die deutsche Provinz zählte am Ende des 13. Jahrhunderts schon gegen 80 Konvente. Berühmtester und wirkmächtigster Augustiner-Eremit wurde Martin Luther (1483-1546). Seine Reformation führte in Deutschland zur Auflösung zahlreicher Konvente des Ordens.
Derzeit gibt es in Deutschland Konvente in Berlin, Erfurt, Fährbrück, Münnerstadt, Würzburg und Maria Eich vor den Toren Münchens.