WARSCHAU – Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, hat in Warschau den Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 gerichtet und gleichzeitig an die Schuldgeschichte der reformatorischen Kirchen erinnert. „Wir brauchen den wachen Blick in die Vergangenheit. Der Blick auf das, was gestern war, kann uns ermutigen, heute neu danach zu fragen, was jetzt dran und geboten ist“, sagte sie bei einem Empfang des Präsidiums des Polnischen Ökumenischen Rates.
Sie erinnerte dabei an die judenfeindlichen Äußerungen Martin Luthers, „die bis heute erschrecken und an die der Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert nahtlos anknüpfen konnte“. Im 70. Gedenkjahr der Befreiung von Auschwitz sei es wichtiger denn je, nicht zu vergessen. Für den menschenverachtenden deutschen Terror und Vernichtungswillen steht in besonderer Weise auch das Warschauer Ghetto. Umso mehr bestehe gerade für die Kirchen in Deutschland besonderer Grund zu großer Dankbarkeit für die heute gewachsene geschwisterliche Gemeinschaft mit den Partnerkirchen in Polen. Der gemeinsame Auftrag, für Versöhnung, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden einzutreten, bekomme in diesen Tagen erneut besondere Dringlichkeit in Europa. „Wo Wunden der Geschichte nicht aufgearbeitet werden, können sie nicht heilen.“ Der Blick in die Ukraine zeige, „wie dünn der Schorf scheinbaren Friedens ist, durch den die blutenden Wunden nicht aufgearbeiteter Vergangenheit und nicht überwundener Feindschaft in kriegerischer Gewalt neu aufbrechen“.
Gemeinsam mit Oberkirchenrat Ulrich Möller traf sich Präses Annette Kurschus mit Vertretern der Lutherischen Kirche in Polen unter Leitung von Bischof Jerzy Samiec sowie mit der reformierten Synodalpräsidentin Ewa Józwiak und weiteren Vertretern der Reformierten Kirche in Polen. Zum Abschluss der Begegnungen in Warschau legte Präses Kurschus für die Evangelische Kirche von Westfalen einen Kranz nieder am Denkmal für den jüdischen Widerstand gegen den deutschen Terror im Warschauer Ghetto 1943. UK
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Aufarbeiten, um zu heilen
Bei einem Besuch bei evangelischen Partnerkirchen in Polen äußerte die westfälische Präses Annette Kurschus Dankbarkeit für das geschwisterliche Verhältnis
