Die Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn widmet ihre neueste Ausstellung dem Surrealismus. Die Schau „Surrealismus – Welten im Dialog“ ist von 31. August bis 5. Januar 2025 zu sehen. Anlass sei das 100-jährige Jubiläum des surrealistischen Manifests in Paris am 15. Oktober, sagte der Leiter der Kunsthalle, Marc Gundel, am Donnerstag in Heilbronn.
In dem Manifest verfasste der französische Schriftsteller, André Breton, erstmals die theoretischen Grundlagen des Surrealismus Er gilt als wichtigster Theoretiker der Kunstrichtung. Surrealistinnen und Surrealisten der Avantgarde hinterfragten das bestehende System und die damit verbundenen rational geprägten Denkmuster.
Sie beriefen sich unter anderem auf die Psychoanalyse und Traumdeutung des österreichischen Psychologen, Sigmund Freud (1856 – 1939). Realität galt ihnen als „keine Eindeutige“. Auf der Suche nach der „absoluten Realität“ geht es André Breton zufolge darum, das nicht rational Zugängliche zu erkunden.
In der zeitübergreifenden Präsentation der Kunsthalle Vogelmann sind über 120 Objekte von den 1920er Jahren bis zur Gegenwart ausgestellt: Gemälde, Grafiken und Skulpturen, Fotografien und Filme werfen ein multimediales Schlaglicht auf die Kunstrichtung. „Der Surrealismus ist dem vorangegangenen Expressionismus in seiner Vielfalt überlegen“, betonte Gundel.
Auf drei Ebenen hat Carolin Wurzbacher die Werke nach sechs Themengruppen untergliedert zusammengestellt. Werke von Max Ernst, René Magritte oder Joan Miró stehen im Dialog mit nachfolgenden Generationen wie Cindy Sherman, Douglas Gordon oder Sarah Lucas. Von der Verarbeitung der Schrecken des Ersten Weltkrieges über typische innerlich leere Traumlandschaften bis zur KI-gesteuerten Reise mit dem Tablet durch den Ausstellungsraum seien alle Jahrzehnte vertreten, betonte die Kuratorin.
Neue Techniken wie die Zufallsverwendung von Kerzenrauch oder die Überblendungstechnik in der Fotografie ermöglichten einen Bruch mit alten Sehgewohnheiten. Die ungenierte Darstellung von Sexualität, der männliche Blick auf die das „begehrte Objekt“ sind ebenso Teil der surrealistischen Thematik wie die Kombination gegensätzlicher Dinge, etwa einer „Nähmaschine und einem Regenschirm auf dem Seziertisch“. Unter dem Titel „Metamorphosen“ spiegeln Wandlungen die gewollte Mehrdeutigkeit des Surrealismus.
Das Spiel mit dem eigenen „Ich“ kam in den 1930er Jahren auf. Claude Cahun (1894-1954) präsentierte sich als androgyne Frau, die zu ihrer Homosexualität steht. Jahre später erhält das androgyne Motiv bei Meret Oppenheim (1913-1985) eine zunehmend feministische Note. „Sie haderte durchaus mit ihrem Frausein“, sagte Wurzbacher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
„Thematisch bleiben die Kunstschaffenden über die Jahrzehnte bei der Reflexion ihrer jeweiligen Zeit“, sagte sie. Damals wie heute bestimmen weltweite Krisen, politische und gesellschaftliche Umbrüche die Kunst Unterschiede gibt es in der Technik und der zuweilen drastischen Bildsprache.