Von Bettina BertramIn der offenen Johanneskirche empfängt Dietmar Menzel, der Bürgerarbeiter, die Besucher. Heinrich Koch, Ortspfarrer und bis vor kurzem Superintendent, jetzt stellvertretender, eilt indessen im sakralen Outfit davon. Beerdigung? Bewerbungsgespräche? Wir wissen es nicht – im neuen Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz, der zum 1. Januar 2014 aus der Vereinigung des Kirchenkreises Hoyerswerda mit dem Kirchenkreis Niederschlesische Oberlausitz entstand, sind jetzt einige Stellen vakant. Derzeit steht ihm noch eine hilfsbereite Riege pensionierter Pfarrbrüder zur Seite, die ihm unter die Arme greifen. 1800 Gemeindeglieder gehören zur Altstadtgemeinde, die Hälfte davon wohnt in zehn, zum Teil sorbisch geprägten Dörfern rings um Hoyerswerda: sie heißen Seidewinkel, Bergen, Bröthen oder Nardt. Der Mittelpunkt ist die weithin sichtbare Johanneskirche in der Altstadt von Hoyerswerda, 55 Kilometer von Dresden, 35 Kilometer von Cottbus entfernt. Heinrich Koch (50), der aus Westfalen stammt, kennt die Gegend um Hoyerswerda seit über 20 Jahren – als Schulpfarrer des evangelischen Gymnasiums „Johanneum“, als Pfarrer in der Altstadt, in der Neustadt und im Braunkohledorf Klitten und ab 2006 als Superintendent. Sein früherer Kollege Joachim Nagel, der bis 2012 im Amt war, taufte, segnete und konfirmierte gelegentlich auf Sorbisch. Koch selbst bringt es zum passenden Anlass auf ein zurückhaltendes obersorbisches Vaterunser: „Es ist gut, wenn man die Menschen bei ihren sorbischen Wurzeln anspricht, aber die Gottesdienstbesucher wollen auch keine Folkloreveranstaltung“, sagte er, als er seine Gemeinde vorstellte. Anfang der 90er Jahre besuchten hier noch Menschen in sorbischen Trachten den Gottesdienst und es gab in Abständen Gottesdienste in sorbischer Sprache. Heute werden punktuell Feste wie jüngst das Erntedankfest in sorbischer Tradition gefeiert oder der Gottesdienst zum jährlichen sorbischen Heimattag…
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