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“Asterix in Lusitanien” zeigt Portugal von seiner schönsten Seite

Action, aktuelle Seitenhiebe und Portugal-Sehnsucht: Asterix und Obelix entdecken die Widerständigkeit, Schönheit und Melancholie Portugals. Zwei Experten überzeugt die neue Geschichte – trotz deutlicher Kritikpunkte.

Purpur aus dem Libanon, Seide aus China, Kacheln aus Lissabon – der neue Asterix zeigt das römische Weltreich als florierenden Wirtschaftsraum. Der Handel mit Luxusgütern lässt für die, die es sich leisten können, keine Wünsche offen. Wirtschaftsdeals werden bei einer streng zugangskontrollierten Party abgeschlossen. Unter anderem von Elonmus, Marcus Zuckergus und dem helvetischen Banker Steuertrix. Am Buffet warten mit Bibernierchen gefüllte Reiherwaden – ein einfaches, jedoch schmackhaftes Gericht, wie der Gastgeber verspricht.

Klar ist, auf welcher Seite die gallischen Helden stehen. Denn Asterix und Obelix werden nach Lissabon gerufen, um einen portugiesischen Händler zu retten. Der römische Statthalter will das lukrative Garum-Geschäft übernehmen – und den Erfinder der pikanten Fischsoße den Löwen zum Fraß vorwerfen. Die Story kommt in Fahrt, nicht zuletzt weil die Tochter des zum Tode Verurteilten gefühlvoll Obelix um Hilfe anfleht.

Erstmals seit 1969 (“Asterix in Spanien”) betreten die Gallier wieder die iberische Halbinsel, und überhaupt zum ersten Mal Portugal. Fast wie im Tourismus-Werbevideo tauchen idyllische Strände, kleine Dörfer, zum Festmahl versammelte Dorfgemeinschaften und pittoreske Kachel-Verzierungen auf.

Für den Lissabonner Soziologen António Moniz setzt das Album an manchen Stellen zu sehr auf bloße Klischees. “Aber andererseits kann sich Portugal zum ersten Mal innerhalb des kosmopolitischen Netzwerks von Asterix präsentieren und macht damit ein Land sichtbar, das in der europäischen Populärkultur zu oft nur eine Randrolle spielt”, sagte er der KNA.

Auch dem Freiburger Althistoriker Peter Eich fallen stereotype Darstellungen auf. “Dass die Portugiesen durchweg gleich aussehen, spielt mit Vorstellungen wie sie im vergangenen Jahrhundert geläufiger waren als vielleicht heute.” Das betreffe auch das Bild der – mal wieder untergehenden – Piraten. Eich wundert das: “Wenn ich an der Universität solche Bilder nutzen würde, wäre die Empörung zurecht groß.”

Auch beim Frauenbild kommt der neue Band nicht wirklich voran. Frauen stehen im öffentlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben am Rand. Allerdings sei das im Blick auf die antiken Realitäten durchaus zutreffend, wie Historiker Eich anmerkt. Dennoch dürfte sich eine heutige Leserschaft vielschichtigere Frauenfiguren auch bei Asterix wünschen. In “Asterix in Lusitanien” sind Frauen vor allem sich in Sorge verzehrende, hilflose Töchter, Köchinnen oder melancholische Fado-Sängerinnen.

Spannend ist, wie der Band die Geschichte der römischen Präsenz auf der iberischen Halbinsel und in Portugal aufgreift und verdichtet. Beschrieben wird die – historisch gesicherte – Niederlage der Lusitanier unter ihrem Führer Viriatus. Römische Dokumente berichten, dass er aus den eigenen Reihen heraus verraten wurde. Auch dass Caesar in Lusitanien war, ist belegt.

“Wir haben Berichte über einen aus römischer Sicht sehr erfolgreichen Feldzug Caesars entlang der portugiesischen Küste. Über die portugiesischen Opfer dieses Krieges wissen wir allerdings wenig”, beschreibt Historiker Eich. Hinweise auf römische Verbrechen wie Versklavungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen gibt es nur aus anderen Regionen des Römischen Reichs. “Etwa dann, wenn römische Senatoren über entsprechende Vorwürfe diskutieren.”

Die Herausgeber von Asterix sind sich des Erfolgs des 41. Abenteuers offenbar sehr sicher: Die Startauflage liegt bei fünf Millionen Exemplaren. 1,8 Millionen allein im deutschsprachigen Raum. Zeitgleich erscheint Asterix in 25 Ländern und 19 Sprachen. Grenzüberschreitend wie der in “Asterix in Lusitanien” karikierte internationale Handel.