Rund 50 Jahre nach der Befüllung mit Atommüll haben Bergleute der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) im maroden Bergwerk Asse bei Wolfenbüttel mit einer Kamera erstmals in 750 Metern Tiefe gelagerte Fässer inspizieren können. „Durch ein tennisballgroßes Loch konnten wir nach Jahrzehnten erstmals einen Blick in die Einlagerungskammer 12 werfen“, sagte BGE-Geschäftsführerin Iris Graffunder: „Unser erster Eindruck ist, dass zumindest die sichtbaren Fässer in einem guten Zustand sind.“
In der Kammer 12 des früheren Salzbergwerks lagern insgesamt rund 7.500 Behälter mit schwach radioaktiven Abfällen. Eingelagert wurden sie in den Jahren 1973 und 1974 . Bekannt wurde die Kammer, da sich im deren Zugangsbereich ein Sumpf mit radioaktiver kontaminierter Lösung bildete. Dies führte unter anderem dazu, dass die Schachtanlage Asse II im Jahr 2009 unter das Atomrecht gestellt wurde.
Im Mai des vergangenen Jahres hatten Bergleute eine zielgerichtete Bohrung in die Kammer gestartet. Die Bohr-Apparatur mit der Kamera ist insgesamt knapp 120 Meter lang und führt durch eine dicke Mauer. „Jetzt werden wir herausfinden, wie sich die Kammer-Atmosphäre genau zusammensetzt, und wir werden die Aktivitätswerte in der Kammer messen“, erklärte Graffunder. „Dafür brauchen wir mehr Platz und müssen die Bohrung noch erweitern.“
Insgesamt wurden zwischen 1967 und 1978 etwa 126.000 Atommüllfässer in die Asse gebracht. Weil das Bergwerk instabil ist und voll Wasser zu laufen droht, sollen die Abfälle nach Möglichkeit an die Oberfläche geholt und dort gelagert werden. Eine Voraussetzung dafür ist, dass der Zustand der Behälter eine Bergung erlaubt.