In den Asklepios-Kliniken in Hamburg-Rissen und Ochsenzoll werden Virtual-Reality (VR)-Brillen zur Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt. Die VR-Brille soll Patientinnen und Patienten dabei helfen, einen gesunden Umgang mit der Erkrankung und herausfordernden Alltagssituationen zu erlernen, wie die Asklepios Kliniken am Mittwoch mitteilten. Im Westklinikum in Rissen werde die VR-Brille zunächst bei der Therapie von Alkoholabhängigkeit eingesetzt. Im Klinikum Nord in Ochsenzoll werde sie auch für Substanzabhängigkeiten wie Kokain oder Cannabis genutzt. In beiden Kliniken würden jährlich mehr als 2.500 Patientinnen und Patienten beim qualifizierten Alkohol-Entzug begleitet. Diese Zahl verdeutliche „die Dringlichkeit effektiver Therapieansätze“, hieß es.
„Die virtuelle, aber realitätsnahe Umgebung fördert die Imaginationskraft der Patientinnen und Patienten, die in herkömmlichen Rollenspielen oftmals nicht ausreichend ausgeprägt ist“, sagte Alissa Diercksen, Psychologin auf der Suchtstation des Westklinikums. Die VR-Brille schaffe einen geschützten Raum, in dem Betroffene sich an virtuellen Orten mit den Schlüsselreizen ihrer Erkrankung auseinandersetzen könnten, ohne sich der realen Gefahr eines Rückfalls aussetzen zu müssen. Diercksen: „Dies begünstigt eine schnellere und nachhaltigere Integration von Therapieinhalten in den Alltag.“
Abhängig von der Art der Erkrankung könnten unterschiedliche Situationen virtuell abgebildet werden. Im Falle einer Alkoholabhängigkeit könnten Betroffene beispielsweise erlernen, im Supermarkt am Spirituosenregal vorbeizugehen. „Doch auch andere Reize, die nicht abhängige Personen gar nicht als solche identifizieren würden, wie in einem virtuellen Badezimmer eines Clubs Kokain zu portionieren, können wir mit der VR-Brille abbilden“, sagte Peter Strate, Chefarzt an der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Klinik Nord-Ochsenzoll.
Schätzungen zufolge sterben etwa 40.000 Menschen pro Jahr in Deutschland vorzeitig aufgrund der gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum.