In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Als verspätetes Geschenk zum 80. Geburtstag (14. August) zeigt Arte als TV-Premiere ein neues Porträt von Wim Wenders unter dem Titel (22.35 – 23.30 Uhr). Mittlerweile ist der 1945 in Düsseldorf geborene Filmemacher so etwas wie der Grandseigneur des deutschen Kinos: Kaum ein anderer heimischer Regisseur genießt auch im Ausland ein derartiges Renommee wie Wenders.
Bei Arte wird sein Geburtstag aktuell mit einer umfangreichen Werkschau zelebriert, das mit diesem dokumentarischen Porträt abgerundet wird. Wenders hat sich seit seinen Anfängen um 1970 herum immer wieder als großer Neugieriger erwiesen: neugierig auf neue Lebenswelten, neugierig auf das Schaffen von Künstler-Kollegen (denen er hervorragende Dokumentarfilme gewidmet hat) und neugierig nicht zuletzt auf die vielfältigen, immer wieder erweiterten Ausdrucksmöglichkeiten des Kinos.
Der Dokumentarfilm von Marcel Wehn spürt den Verflechtungen zwischen Wenders” Werk mit seiner Biografie, seiner Reiseleidenschaft und seiner Leidenschaft für unterschiedliche Kunstformen nach. Neben Ausschnitten aus seinen Filmen arbeitet Wehn dabei auch Begegnungen mit diversen prominenten Weggefährten ein – von Juliette Binoche bis Nick Cave.
Zuvor zeigt Arte (20.15 – 22.35 Uhr), sicher einen der berühmtesten Filme des deutschen Autorenkinos, der 1984 in Cannes mit der “Goldenen Palme” ausgezeichnet wurde. In der Kombination von grandiosen Landschaftsbildern und einsamen Figuren zeigt sich Wim Wenders große Stärke als Bildererzähler.
Leitmotiv ist die Farbe Rot, die sich wie ein auffälliger, aber nicht aufdringlicher Gefühlsindikator durch den Film zieht. Gemeinsam mit Drehbuchautor Sam Shepard, Kameramann Robby Müller und den überzeugenden Darstellern Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski und Dean Stockwell gelang das Kunststück, den Mythos Amerika gleichzeitig zu feiern und infrage zu stellen.
Ein halbverdursteter Mann mit Namen Travis irrt ziellos durch die texanische Wüste, bis ihn der Arzt eines trostlosen Fleckens notdürftig versorgt. Da der Mann nicht spricht, informiert man seinen Bruder in Los Angeles über das Auftauchen des seit Jahren Totgeglaubten. Gemeinsam mit seiner Frau hatte der kinderlose Bruder vor Jahren Travis’ Sohn Hunter bei sich aufgenommen und großgezogen.
Schritt für Schritt findet Travis wieder in die Gemeinschaft zurück und erneuert die Beziehung zu seinem inzwischen siebenjährigen Sohn Hunter (Hunter Carson). Später brechen sie auf, um die verschwundene Frau beziehungsweise Mutter Jane (Nastassja Kinski) wiederzufinden.
Wenders resümiert in “Paris, Texas” seine Erfahrungen mit dem US-Kino und vermengt mit Shepards kritischem USA-Bild den amerikanischen Traum in einer formal bestechenden Synthese aus Genrefilm und Autorenkino. Der sanft-elegische Film ist auf vielen Ebenen glaubhaft und faszinierend: als realistisches USA-Bild, als Road Movie, Liebesgeschichte und mythische Allegorie.