In Argentinien ist am Donnerstag (Ortszeit) ein zweiter Prozess gegen die bereits verurteilte ehemalige Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner eröffnet worden. Laut der Nachrichtenseite „ElDiarioAr“ wirft die Staatsanwaltschaft Fernández vor, zusammen mit ihrem 2010 verstorbenen Ehemann Nestór Kirchner Kopf einer kriminellen Organisation gewesen zu sein, die systematisch Schmiergelder aus öffentlichen Verträgen eingesammelt haben soll. Neben Fernández sind weitere 86 Personen angeklagt, darunter 65 Unternehmerinnen und Unternehmer. Es ist das größte Verfahren wegen Korruption, das Argentinien bislang erlebt hat.
Fernández de Kirchner bezeichnete den Prozessauftakt als eine „Show“ und schrieb auf der Plattform X: “Es reichte ihnen nicht aus, mich einzusperren, sie wollen die Gerichtsoperette am Leben halten, um weiter abzulenken. Die von Fernández angesprochene aktuelle Regierung unter dem rechtslibertären Präsidenten Javier Milei äußerte sich nicht zum Prozessauftakt.
Die ehemalige Präsidentin regierte Argentinien von 2007 bis 2015. Sie übernahm das Amt von ihrem Ehemann Néstor Kirchner, der seit 2003 das Land regierte. Zu Fernández Erbe gehört der Ausbau des argentinischen Sozialstaates. Allerdings kamen auch früh Korruptionsvorwürfe gegen das Ehepaar auf.
Im Juni 2025 bestätigte das Oberste Gericht in Argentinien in letzter Instanz ein erstes Urteil wegen Amtsmissbrauchs und Betrugs gegen Fernández. Aufgrund ihres Alters sitzt die heute 72-Jährige eine sechsjährige Haftstrafe im Hausarrest ab.
Das aktuelle Verfahren hat seinen Ursprung im Jahr 2018, als die Zeitung „La Nación“ acht Notizblöcke veröffentlichte, in denen der ehemalige Fahrer von Fernández Schmiergeldzahlungen dokumentierte. Laut Medienberichten wird das Gerichtsverfahren mindestens drei Jahre dauern.