“Internet für Dummies” – beziehungsweise: für das Publikum der Öffentlich-Rechtlichen (was angesichts von deren Altersdurchschnitt letztlich dasselbe sein dürfte). Etwas in der Art dürften sich die Macher von “Heribert” vorgenommen haben. Wie sonst ist zu erklären, dass die Komödie, die die ARD am Mittwoch, 17. Januar um 20.15 Uhr ausstrahlt, zwar recht wenig Handlung aufzuweisen hat – dafür aber nur so strotzt vor technizistischem Nerd-Vokabular, Denglisch-Sprech und Erklärvideos zum Thema Netzwelt?
So versucht man den digital Zurückgebliebenen zum Beispiel zu erklären, was in diesem Universum ein “Unicorn” ist, ein Meme, ein Deepfake oder ein Instawalk. Das Personal ist jung, divers und hip, und dessen Dialogsätze klingen beispielsweise so: “Oben im upper floor hustlen sich die pioneers den ass off”. Das ist zwar bewusst dick aufgetragen, doch die Selbstironie macht es nicht unbedingt besser. Denn die Frage bleibt dennoch: Was will dieser Film erzählen?
“Heribert” beginnt eigentlich gut
Er beginnt jedenfalls vielversprechend: Die deutsche Insta-Bloggerin Luna O (Caro Cult) kommt im österreichischen Linz an, wo sie in eine “Influencer-WG” ziehen soll. Doch die Pläne zerschlagen sich, weil die Zahl ihrer Follower zu niedrig ist. Zufällig trifft sie auf Heribert (Benedikt Kalcher) und dessen Kollegen Han und Grilli. Die IT-Nerds haben eine App entwickelt, mit der man per Audioaufnahme eine KI steuern kann. Doch deren Vorstellung vor Geschäftspublikum ist soeben gehörig schiefgelaufen. Denn im Publikum saß der erfolgreiche Rutger Stix (Rafael Gareisen), der Heribert einst einen wichtigen Programmiercode klaute. Seitdem wird Heribert ausfällig, sobald er des blonden Rutger (eine Reminiszenz an den “Blade Runner”-Schauspieler Rutger Hauer) ansichtig wird.

Luna bringt neuen Schwung in die deprimierte Truppe. Gemeinsam nistet man sich im Gasthof von Heriberts Mutter ein, um an der App und deren Vermarktung zu arbeiten. Doch die nächsten Hindernisse lassen nicht auf sich warten: nicht nur, dass der frühere Arbeitgeber der drei Tüftler die Rechte an der App einkassiert. Auch die Tatsache, dass Luna aufgrund finanzieller Probleme ausgerechnet für Rutger Stix’ Firma wirbt, trübt die Stimmung. Und dann wäre da noch Franzi, Heriberts Love interest, mit der es aber eher zäh läuft…
Als zäh erweist sich freilich auch die von den Drehbuchautoren Elisabeth und Andreas Schmied – Letzter zeichnet zudem für die Regie verantwortlich – geschriebene Story, die kein rechtes Interesse an den Figuren, deren Motivationen und Konflikten zu entwickeln weiß. Allzu blass sind die entsprechenden Charaktere, und auch nicht sonderlich facettenreich gespielt.
Nur Caro Cult überzeugt
Einzig Caro Cult als Luna liefert eine spritzige, in sich stimmige Performance ab, womit ausgerechnet die vermeintlich oberflächliche, käufliche Influencerin zur echtesten Figur des Films gerät. Der zentrale Charakter des Heribert bleibt hingegen hölzern und bietet wenig Identifikationsfläche. Ohnehin führt der Filmtitel in die Irre: Ein Porträt der Hauptfigur wird hier jedenfalls nicht gezeichnet, dafür mangelt es zu sehr an Tiefe und Nuancen.
Schade, dass gute Ideen des Anfangs – etwa Lunas Zuhilfenahme von Google Translate, sobald ihr österreichische Sprachbarrieren begegnen – irgendwann im Sande verlaufen. Auch das hohe Tempo und überdrehte Konzept des Beginns kann der Film nicht beibehalten, jedenfalls nicht, ohne dass es auf Kosten des Erzählten ginge: Über eine Spielfilmlänge trägt die Story jedenfalls nicht.
Wenn “Heribert” aus sich selbst heraustritt
Ähnlich verhält es sich mit den irgendwann redundant werdenden Erklärsequenzen, den Passagen, in denen der Film gewissermaßen aus sich selbst heraustritt und durch eine Figur Begrifflichkeiten erläutern lässt – ein vor allem seit dem Finanzcrash-Film “The big short” beliebtes erzählerisches Mittel. So ereilt diesen Film ein Schicksal, das eigentlich immer bevorsteht, wenn jemand oder etwas unbedingt cool sein will: Das Ganze wird dann eine ziemlich uncoole Angelegenheit.