Der Frankfurter “Sensationsfund” könnte weitreichende Auswirkungen auf die Geschichte des christlichen Gottesdienstes haben, glaubt ein Archäologe.
Der Frankfurter Archäologieprofessor Markus Scholz glaubt, dass der Fund eines Frankfurter Amuletts die Liturgiegeschichte umschreiben könnte. “Beim Sanctus, das heute in der katholischen Liturgie den Höhepunkt der Messfeier, die Eucharistiefeier, einleitet, war man bisher der Meinung, dass sich das erst im vierten Jahrhundert entwickelt habe. Jetzt haben wir ein deutlich älteres Zeugnis für diese formelhafte beziehungsweise fromme Verwendung”, sagte Scholz dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de am Montag. Nun müsse geprüft werden, ob das die älteste Quelle sei, die es bisher dafür gebe. Dann ändere sich einiges, so der Archäologe.
Die Geschichtsschreibung des frühen Christentums werde nicht um das in Frankfurt gefundene Objekt herumkommen, so Scholz. Am vergangenen Mittwoch hatte die Stadt eine bei archäologischen Grabungen entdeckte, etwa 1.800 Jahre alte Minitatur-Schriftrolle vorgestellt. Auf ihr wurde ein 18-zeiliger Text entdeckt. Geborgen wurde das Objekt auf einem römischen Friedhof vor den Toren Frankfurts. Das Grab, in dem das Amulett mit der Folie gefunden wurde, wird von Experten auf den Zeitraum zwischen 230 und 270 nach Christus datiert. Damit sei es der früheste authentische Nachweis für das Christentum nördlich der Alpen.
Dazu sagte Scholz, der mit der Analyse des Amuletts betraut war: “Anders als im Osten des Römischen Reiches, wo sich das Christentum relativ schnell im Laufe des ersten und zweiten Jahrhunderts verbreitet hat, haben wir nördlich der Alpen erst in konstantinischer Zeit wirklich verlässliche Zeugnisse, also mit der Tolerierung im Jahr 313.” Es sei davon auszugehen, dass die Christen bereits 100 bis 200 Jahre zuvor schon Strukturen aufgebaut hätten, so Scholz. “Aber es fehlte eben der konkrete Nachweis und damit betreten wir jetzt Neuland, gerade wie dieser Nachweis erfolgt ist.”