Die Polizei in Hessen hat im vergangenen Jahr 7,8 Prozent mehr Straftaten registriert als 2022. Die Zahl der Fälle sei um 28.933 auf 397.512 gestiegen, teilte das hessische Innenministerium am Freitag in Wiesbaden mit. Das Land folge damit einem bundesweiten Trend.
Die antisemitischen Straftaten verzeichnen den Angaben zufolge einen Anstieg um 224 Prozent. 2023 waren es 347 Fälle gegenüber 107 im Jahr zuvor. 143 antisemitische Straftaten und damit mehr als 59 Prozent seien ab dem 7. Oktober 2023 erfasst worden, dem Tag des terroristischen Angriffs der Hamas auf Israel. Bei einem Großteil der Straftaten handele es sich um „Hasspostings“, bei drei Straftaten ging es um Körperverletzungs- und Widerstandsdelikte. Neben dem Schutz durch die Polizei sei die gesamte Gesellschaft aufgerufen, jeder Form von Antisemitismus „beherzt und kompromisslos“ entgegenzutreten, sagte der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU).
Für 2023 wurden insgesamt 3.425 politisch motivierte Taten erfasst, im Jahr 2022 waren es 2.611. Darunter seien rund 27,9 Prozent Propagandadelikte gewesen und rund 5,4 Prozent Gewalttaten. Vor allem der Angriff der Hamas auf Israel habe sich hier ausgewirkt. Es seien 2023 insgesamt 265 Veranstaltungen mit 388 Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt polizeilich registriert worden.
Von den politisch motivierten Taten seien 1.511 aus dem rechten Spektrum gekommen, 2022 waren es 1.101 Taten. Den größten Anteil hätten mit 785 Fällen und damit mehr als 50 Prozent wie in den vergangenen Jahren Propagandadelikte ausgemacht. Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei der Volksverhetzung, und zwar von 203 Fällen auf 391. Bei den Gewalttaten gab es einen leichten Rückgang auf 48 Fälle (2022: 53). Innenminister Poseck (CDU) bezeichnete den Rechtsextremismus als die weiterhin „größten Bedrohung“ für die Demokratie.
Die häusliche Gewalt steigt nach dem Bericht seit 2014 stetig an, zu 81,3 Prozent seien Frauen betroffen. 2023 wurden laut Statistik 12.000 Fälle von häuslicher Gewalt registriert, im Jahr zuvor waren es 11.475 Fälle, das entspricht einer Steigerung um 4,6 Prozent. Poseck versprach, die Landesregierung werde ein „Frauensicherheitspaket“ schnüren. Man wolle den Einsatz elektronischer Fußfesseln ausweiten, da Täter Anordnungen wie Kontaktsperren oder Annäherungsverbote häufig ignorierten.
Einen Höchstwert gab es laut Statistik bei den Angriffen auf Einsatzkräfte. Nach einem leichten Rückgang der Zahl der Opfer im Jahr 2022 (4.711) sind im Jahr 2023 mit 5.056 Polizeivollzugsbeamten 7,3 Prozent mehr Polizistinnen und Polizisten als Opfer registriert worden. Bei den Rettungskräften stieg die Zahl der Opfer um rund 13,2 Prozent auf 171. Zudem wurden 24 Übergriffe auf Feuerwehrleute gezählt.
Die Zahl der Straftaten gegen Amts- und Mandatsträgern ist den Angaben zufolge im vergangenen Jahr ebenfalls wieder angestiegen. 2023 wurden 319 Fälle registriert (2022: 185). Gedroht werde meist mit Körperverletzung, Brandstiftung oder gar dem Tod.