Sie warnt vor “Fake News”, Geldwäsche und Autokraten. Und fordert eine wehrhafte Demokratie – inklusive militärischer Abschreckung. Am Sonntag hat Anne Applebaum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
Die US-amerikanische Publizistin Anne Applebaum hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Sie nahm die renommierte Auszeichnung am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche entgegen.
Applebaum habe mit ihren tiefgründigen Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands die Mechanismen autoritärer Macht offengelegt, begründete die Jury die Entscheidung. Mit ihren Forschungen zur Wechselwirkung von Wirtschaft und Demokratie sowie zu den Auswirkungen von Propaganda zeige sie auf, wie zerbrechlich Demokratien sind. Dies sei ein wichtiger Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden.
Laudatorin Irina Scherbakowa, Mitbegründerin der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial, sagte, wenn der Westen früher auf die Analysen Applebaums gehörte hätte, hätte die aggressive Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin viel früher gestoppt werden können.
Applebaum ist Expertin der osteuropäischen Geschichte und warnte schon früh vor einer Expansionspolitik Putins. Für ihre Bücher wie “Der Gulag” und die “Die Verlockung des Autoritären” erhielt sie international große Aufmerksamkeit.
Geboren 1964 in Washington als Kind jüdischer Eltern, studierte Applebaum zunächst an der Yale University Russische Geschichte und Literatur, bevor sie in London und Oxford ihren Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen setzte. 1988 begann sie ihre journalistische Karriere als Auslandskorrespondentin in Polen. 2002 wurde sie Mitglied im Herausgebergremium der “Washington Post”, für die sie bis 2019 als Kolumnistin tätig war. Seitdem schreibt sie vornehmlich für die US-amerikanische Zeitschrift “The Atlantic”.
Applebaum, die mit Unterbrechungen seit 30 Jahren in Polen lebt, besitzt auch die polnische Staatsbürgerschaft. Seit 1992 ist sie mit dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski verheiratet.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr wurde der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie ausgezeichnet.