Die TV-Wissenssendung “Anna und die wilden Tiere” kennen wohl alle Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Aber wie kam Anna eigentlich zu diesem Job? Und an welches Tiererlebnis erinnert sie sich immer noch?
Sie hat schon Klapperschlangen in der Wüste angefasst, mit Haien gebadet und Hyazinth-Aras in Brasilien besucht: Annika Preil, 35 Jahre alt, moderiert seit elf Jahren für den KiKA die Wissens- und Natursendung für Kinder “Anna und die wilden Tiere”, die auch im Ersten sowie im Kinderprofil der ARD Mediathek zu sehen ist. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erzählt “Anna”, wie sich Kinder für Natur begeistern lassen, vor welchen Tieren sie Angst hat – und warum niemand sich leichtfertig ein Haustier anschaffen sollte.
Frage: In ferne Länder reisen, wilde Tiere aus nächster Nähe betrachten und etwas über sie lernen: Wie sind Sie zu dem Traumjob als Moderatorin bei “Anna und die wilden Tiere” gekommen, Frau Preil?
Antwort: Ich habe meine ganze Kindheit hindurch in verschiedenen Serien geschauspielert und hatte dann vor elf Jahren das Glück zum Casting der Sendung eingeladen zu werden. Dort durfte ich in der Nähe von München mit Dromedaren drehen und wusste sofort: ‘Den Job will ich unbedingt haben.’ Dann gab es noch ein zweites Casting mit Greifvögeln. Und kurz danach kam der Anruf, dass sie mich gern wollten. Ich habe mich so sehr gefreut!
Frage: Mehr als 300 Folgen haben Sie seitdem gedreht und sich mit unzähligen Tieren näher befasst. Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis?
Antwort: Die Berggorillas in Uganda haben mich total begeistert. Es sind sanfte Riesen, die einen gleichgültig empfangen, während man selbst ganz berührt ist. Ich hatte aber auch einen Riesenrespekt und war recht angespannt vor dem Dreh. Als wir schließlich da waren, hatten die Gorillas so eine Ruhe, haben die ganze Zeit gefuttert – bis uns ein großer Berggorilla plötzlich angebrüllt hat. Wir hatten uns einem Jungtier zu sehr genähert. Es war aber nur eine Warnung. Die Ranger, die dabei waren, haben jedenfalls noch gelacht.
Frage: Was fasziniert Sie an Tieren – vielleicht auch im Gegensatz zum Menschen?
Antwort: Ein Tier urteilt nie, und es ist unvoreingenommen. Ein Hund zum Beispiel – der freut sich, wenn man nach Hause kommt, wann immer das auch ist. Und was mich immer wieder begeistert: Jedes Tier hat einen coolen Trick auf Lager, um in seiner Umwelt zurecht zu kommen.
Frage: Zum Beispiel?
Antwort: Zum Beispiel die Giraffe – deren Zunge ist blau, damit sie vor Sonnenbrand geschützt ist, wenn sie mit ihr die Blätter von den Bäumen zupft, um sie zu fressen. Oder der männliche Pandabär: Der macht beim Pinkeln Handstand, damit seine Duftmarke an einer möglichst hohen Stelle gesetzt wird – er täuscht so körperliche Größe vor. Dann denkt der Rivale ehrfürchtig: Das ist aber ein großer Kerl.
Frage: Gibt es Tiere, vor denen Sie Angst haben?
Antwort: Der Klassiker – Spinnen und Schlangen. Ich finde sie superspannend und faszinierend, grusele mich aber vor denen, weil ich ihre Bewegungen so schwierig einschätzen kann und sie auch keine Mimik haben. Wenn ich Körperkontakt mit ihnen habe, löst das Schweißausbrüche aus.
Frage: Hatten Sie eine solche Situation schon einmal während des Drehs?
Antwort: Ja, dabei habe ich mich selbst überwunden und eine Vogelspinne auf die Hand genommen. Das war mir wichtig, schließlich ist es ja toll, dass ich diese Gelegenheit überhaupt bekomme. Ein wenig frustrierend war, dass kurz danach ein Fünfjähriger um die Ecke kam und ganz locker gefragt hat: Darf ich auch mal?
Frage: Wie kann man Kindern grundsätzlich Begeisterung für Natur vermitteln?
Antwort: Wenn sie Natur draußen erleben können. Das Staunen ist der Schlüssel zur Begeisterung. Die Natur ist ein riesiger Abenteuerspielplatz. Es reicht schon, wenn man zusammen mit Kindern Bienen beim Nektar sammeln beobachtet oder ein Insektenhotel baut. Ich glaube, dass Kinder von Natur aus Interesse und Begeisterung für Natur und Tiere mitbringen.
Interessant ist auch, dass Kinder oft sehr spezifisches Wissen über Tiere haben. Dann wissen sie zum Beispiel, wie viel ein Löwenbaby bei Geburt wiegt, weil das ihr Lieblingstier ist. In Gesprächen erwischen mich die Kinder manchmal kalt, wenn ich solche speziellen Fragen nicht beantworten kann. Es ist beeindruckend, was sie sich alles merken können.
Frage: Sie gehen demnächst auf Deutschlandtour mit einer Bühnenshow für Kinder. Kommt da auch ein Löwe auf die Bühne?
Antwort: Nein, das würde ich keinem wilden Tier antun. Das ist eine Show, bei der man viel über Tiere lernen kann, aber es sind keine echten Tiere auf der Bühne. Wir machen eine Schnitzeljagd durch den brasilianischen Dschungel, die zuschauenden Kinder und ich. Sie müssen mir helfen, Tierrätsel zu lösen.
Frage: Viele Kinder wünschen sich ein Haustier. Finden Sie es gut, wenn Kinder ein Tier haben?
Antwort: Grundsätzlich schon, man lernt zum Beispiel, Verantwortung zu übernehmen und sich um jemand zu kümmern. Wir hatten früher immer Tiere zu Hause, Kaninchen und auch mehrere Hunde. Für Kinder finde ich das sehr schön.
Aber man muss auch Zeit haben. Mein Hund zum Beispiel ist vor vier Jahren gestorben. Ich habe mir keinen neuen angeschafft, weil ich weiß, dass ich zu viel unterwegs bin. Ich finde Haustiere großartig und hätte gerne ganz viele. Aber man muss sich auch kümmern können. Das sollte man vorher abchecken.
Frage: Sie sind ausgebildete Grundschullehrerin. Das passt ganz gut zu Ihrem jetzigen Job.
Antwort: Ja, ich habe Grundschullehramt studiert, weil ich Kinder immer schon super fand – das zweite Staatsexamen habe ich aber nicht mehr gemacht, also nie Kinder selbst unterrichtet.
Frage: Ob als Moderatorin oder als Lehrerin – warum ist es wichtig, Kindern die Natur näher zu bringen?
Antwort: Ich glaube, nur was man kennt und was man schätzt, will man auch schützen.