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Anerkennungsleistungen: Katsch fordert mehr Transparenz von Kirche

Mit Blick auf die Anerkennungsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt fordert der Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, mehr Transparenz von der katholischen Kirche. „Das Verfahren funktioniert nicht richtig, es ist nicht transparent, es ist nicht so zugänglich, wie es sein müsste“, sagte Katsch am Donnerstag dem Radiosender WDR 5. Die Rundfunkanstalt und der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten zuvor berichtet, dass das Erzbistum Köln einer von einem Priester mehrfach missbrauchten Frau insgesamt 360.000 Euro als freiwillige Anerkennungsleistung gezahlt hat.

Nach einer ersten Zahlung von 70.000 Euro vor zwei Jahren hat die heute 59-Jährige der Recherche zufolge nun weitere 290.000 Euro erhalten. Das sei „ein Zeichen, dass sich Druck auf die katholische Kirche auszuüben lohnt“, sagte Katsch. In der Mehrheit der Fälle würden Anerkennungsleistungen von unter 20.000 Euro gezahlt. Die höheren und angemesseneren Summen seien eher die Ausnahme. Und dahinter stecke offensichtlich Druck durch Juristen, Anwälte und Klagen.

Menschen, „die nicht so eloquent sind, die sich nicht so gut ausdrücken können, die ihre Lage nicht so gut beschreiben können“ seien im Nachteil, sagte Katsch, der 2010 den Missbrauch in der katholischen Kirche öffentlich gemacht hatte. Denn die Betroffenen würden durch die Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) nicht selbst angehört, sondern nach schriftlichen Unterlagen beurteilt. „Und das Ergebnis sind eben sehr unbefriedigende Zahlungsangebote“, betonte er.

Anerkennungsleistungen seien wichtig, wie Betroffene in vielen Fällen auf ein schweres Leben zurückblicken würden, erklärte Katsch. Doch sie könnten die Taten nicht wiedergutmachen. „Ein gelebtes Leben kann man nicht wiedergutmachen, aber man kann einen Ausgleich schaffen und ein schweres Unrecht versuchen zu heilen“, betonte der Sprecher der Betroffenen-Initiative. Darum geht es bei diesen Entschädigungen.

Die Betroffene im Erzbistum Köln ist den Recherchen der Zeitung und des WDR zufolge die Pflegetochter eines 2022 zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilten Ex-Priesters und Serientäters. Er hatte das damals minderjährige Opfer dem Bericht zufolge in den 1980er Jahren über Jahre hinweg schwer missbraucht.