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Anderson tritt Pina-Bausch-Professur nicht an

Bei der Besetzung der Pina-Bausch-Professur der Essener Folkwang Universität der Künste gibt es eine überraschende Entwicklung. Die von der Hochschule bereits berufene US-amerikanische Musikerin und bildende Künstlerin Laurie Anderson verzichtet auf die Professur, weil sie einen israelkritischen Aufruf palästinensischer Künstler unterstützt hatte, wie die Universität am Freitag mitteilte.

Stein des Anstoßes ist der 2021 von Laurie Anderson unterstützte Aufruf palästinensischer Künstler mit dem Titel „Letter Against Apartheid“. Darin würden unter anderem Boykottforderungen der israelkritischen BDS-Bewegung aufgegriffen, hieß es. Die Abkürzung BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“. Der Bundestag hatte die Aktivitäten der Kampagne verurteilt und ihr in einem Beschluss vom Mai 2019 Antisemitismus vorgeworfen.

Vor dem Hintergrund der öffentlich gewordenen Frage nach ihrer politischen Haltung habe Laurie Anderson entschieden, die Professur nicht anzutreten, teilte die Universität mit. Aufgrund der aktuellen Situation ziehe sie sich aus dem Projekt zurück, erklärte die Künstlerin in einem auf englisch verbreiteten Zitat. Die Hochschule erklärte im Namen aller Beteiligten, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. So gehöre es zwar zum Selbstverständnis der Folkwang Universität der Künste, „auf Diskurs und Dialog zu setzen“. Gleichwohl habe die Hochschule auch die Verantwortung, „jeder Form von Antisemitismus, Menschenhass und Rassismus“ entschieden entgegenzutreten.

Im Rahmen ihres Lehrauftrages hätte Anderson als Gastprofessorin in diesem Sommer mit ausgewählten Folkwang-Studenten aller künstlerischen Disziplinen arbeiten sollen. Eine öffentliche Abschlusspräsentation war für den Juli geplant. Zum Wintersemester 2022/23 hatte die Folkwang Universität der Künste die Pina-Bausch-Professur neu eingerichtet. Erste Professorin war die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic.

Das weitere Vorgehen rund um die Besetzung der Pina-Bausch-Professur wird nun mit einer Findungskommission abgestimmt. Die nach der Tänzerin und Choreografin Pina Bausch (1940-2009) benannte Professur soll die Möglichkeit schaffen, international herausragende Künstler aus allen Disziplinen als Gastprofessor für jeweils ein Jahr an die Folkwang Universität der Künste zu berufen. Dort können sie mit den Studentinnen und Studenten neue Arbeitsweisen entwickeln sowie ein grenzüberschreitendes Denken und Forschen umsetzen.