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Amnesty wirft Israel Einsatz von Hunger zum Völkermord vor

Zu wenig, zu chaotisch, zu gefährlich: Die Lebensmittelausgabe unter Kontrolle der israelischen Armee im Gazastreifen dient nach einem Bericht dazu, die hungernde Bevölkerung weiter zu dezimieren.

Amnesty International beschuldigt Israel, mit seinem System der Lebensmittelhilfe im Gazastreifen gezielt Völkermord zu betreiben. Dafür gebe es hinreichende Beweise, schreibt die Menschenrechtsorganisation in einem Bericht, der am Donnerstag in New York veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt steht die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die in Kooperation mit dem israelischen Militär die einzigen verbliebenen Ausgabestellen für Nahrungsmittel betreibt.

Unter Verweis auf Berichte über Massaker und chaotische Umstände bei der Verteilung spricht Amnesty International von einem “tödlichen, entmenschlichenden und unwirksamen militarisierten Hilfsprogramm”. Israel setze das Aushungern bewusst als “Kriegswaffe” ein und erlege Zivilisten im besetzten Gazastreifen Lebensbedingungen auf, “die als Teil des anhaltenden Genozids auf ihre physische Vernichtung abzielen”.

Amnesty stützt seinen Bericht auf Interviews mit Einwohnern und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie auf öffentlich zugängliche Daten.

Seit der Übertragung der humanitären Hilfe an GHF Ende Mai wurden nach Angaben unterschiedlicher Organisationen Hunderte von Palästinensern bei den vom Militär kontrollierten Verteilstellen oder auf dem Weg zu Hilfslieferungen getötet, Tausende verletzt.

Amnesty-Generalsekretärin Angès Callamard erklärte, die Opfer unter der Zivilbevölkerung seien eine “Folge der gezielten Angriffe der israelischen Streitkräfte und die vorhersehbare Konsequenz unverantwortlicher und tödlicher Verteilungsmethoden”. Israelische Behörden machten “die Suche nach Hilfe zu einer Sprengfalle für verzweifelte, ausgehungerte Palästinenser”.

Israel setze sich “unverfroren” über mehrere Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag vom Frühjahr 2024 hinweg, humanitäre Hilfe im Gazastreifen zu ermöglichen, so Callamard weiter. Als Besatzungsmacht sei Israel dabei rechtlich verpflichtet, Zugang zu Lebensmitteln, Medikamenten und anderen überlebenswichtigen Gütern sicherzustellen.