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Am Donnerstag lebt Deutschland ökologisch auf Pump

Deutschlands ökologische Ressourcen für dieses Jahr sind schon ab Donnerstag aufgebraucht. Dann leben die Bundesbürger auf Pump. Germanwatch fordert eine ökologische Schuldenbremse.

Ab Donnerstag leben die Bundesbürger ökologisch wieder auf Pump. Dann haben sie die ihnen zustehenden erneuerbaren Ressourcen des Globus für dieses Jahr verbraucht, teilte die Umweltorganisation Germanwatch in Bonn zum “deutschen Erdüberlastungstag” mit. Notwendig sei eine ökologische Schuldenbremse.

Tendenziell nehme die Erdüberlastung durch Deutschland seit 2010 zwar etwas ab – aber viel zu langsam, erklärte Germanwatch mit Blick auf die Zahlen des Global Footprint Network (GFN). “Wären vor 14 Jahren rechnerisch 3,3 Erden nötig gewesen, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie die Menschen hierzulande, sind es heute noch immer 3.”

Großen Einfluss auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen hat laut der Umweltorganisation der nach wie vor sehr hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. In Deutschland würden rund 60 Prozent der Agrarfläche für die Produktion von Futtermitteln verwendet. Konstantinos Tsilimekis, Experte für Welternährung und Landnutzung bei Germanwatch, erklärt: “Allein 56 Prozent des hierzulande erzeugten Getreides gehen in die Futtertröge.” Da die einheimischen Futtermittel dennoch nicht ausreichten, um den hiesigen Bedarf für die Tiere zu decken, würden zusätzlich massiv Flächen im Ausland in Anspruch genommen – 2022 etwa wurden 3,4 Millionen Tonnen Soja für die Verfütterung nach Deutschland importiert.

Der Anbau solcher Futtermittel sei seit Jahrzehnten ein zentraler Treiber für die Vernichtung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität, so die Wissenschaftler. “Allein von 2016 bis 2018 stand die Zerstörung von 138.000 Hektar Tropenwald weltweit in Verbindung mit dem Verbrauch in Deutschland. Das ist fast die doppelte Fläche einer Millionenstadt wie Hamburg.”

Germanwatch verwies auf jüngste Untersuchungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), nach denen eine weltweite Umstellung auf eine nachhaltige und fleischarme Ernährung die Chancen für eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius deutlich erhöhen würde.

Eine gesündere und ressourcenschonende Ernährung erreiche man aber nicht allein mit Appellen, so die Umweltorganisation. “Es ist eine politische Aufgabe, nachhaltigere Angebote in der Gemeinschaftsverpflegung, etwa in Kantinen, sowie steuerliche Anreize für pflanzenbasierte Nahrungsmittel zu schaffen.” Zugleich müssten auch gangbare Geschäftsmodelle gemeinsam mit den Landwirten entwickelt werden. “Ein guter Ausgangspunkt dafür könnte das erst kürzlich initiierte Chancenprogramm Höfe der Bundesregierung sein. Dieses soll dazu dienen, Bauern und Bäuerinnen die Umstellung von der Tierhaltung hin zur Produktion von eiweißreichen pflanzlichen und klimafreundlichen Lebensmitteln zu ermöglichen”, so Tsilimekis.

Der Erdüberlastungstag wird jedes Jahr vom Global Footprint Network errechnet. Dabei wird für jedes Land ein nationaler Erdüberlastungstag ermittelt – wie jetzt für Deutschland. Andererseits wird auch der globale Erdüberlastungstag ermittelt, der sich auf die weltweite Ressourcennutzung bezieht. Der globale Erdüberlastungstag war im vergangenen Jahr am 2. August.