Das Papstamt ist eine körperliche Herausforderung – vor allem für Franziskus, der mit Krankheiten zu kämpfen hat. Der Gerontologe Andreas Kruse sieht im Papstamt aber nicht nur eine Belastung, sondern auch eine Chance.
Papst Franziskus ist nach Einschätzung des Gerontologen Andreas Kruse von der Universität Heidelberg zwar körperlich fragil, aber geistig stabil. Bei Franziskus lasse sich eine “hohe seelisch-geistige Kontinuität in der Art des Denkens” erkennen, sagte der Altersforscher in einem Interview mit dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag).
Körperlich sei allerdings zu beobachten, dass der Papst mit schweren Erkrankungen zu kämpfen hat. Diese würden sich auf die natürlichen Alterungsprozesse auswirken, so Kruse weiter. Hinzu komme, dass das Papstamt eine “körperlich ungemeine Herausforderung” sei. Dennoch habe er den Eindruck, dass die Fortsetzung des Papstamtes für Franziskus nicht nur eine Belastung, sondern auch eine Chance sei. “Dieses Amt, das von ihm selbst als Erfüllung betrachtet wird, trägt dazu bei, dass seine seelische und geistige Kompetenz nicht nur länger erhalten bleibt, sondern dass sie sich auch weiter differenzieren kann”, so der Experte.
Dennoch tauchen immer wieder Fragen nach einem möglichen Rücktritt des Kirchenoberhauptes auf. Ob und wann ein Rücktritt sinnvoll sei, müsse immer wieder neu geprüft werden, so der Experte. “Was ich eindrucksvoll finde, ist, wenn eine hochbetagte Person, der wir ihre Fragilität anmerken, trotzdem ihre seelisch-geistige Kompetenz zeigt. Wenn sie zum Ausdruck bringt, dass sie für das Heil der Menschheit und der Kirche brennt”, betont der Experte.
Beeindruckt hat den Wissenschaftler zudem, wie der Papst immer wieder auf den Kampf für Gerechtigkeit und Frieden hinweist: “Dass er sagt, wie wichtig es ist, dass wir die Menschen, die wenig haben, nicht vergessen und dass wir verantwortungsvoll mit unseren natürlichen Ressourcen und der Schöpfung umgehen. Das ist eine bemerkenswerte Botschaft aus einem solchen Mund.”