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Als der König Kirche machte

Vor 200 Jahren entstanden die ersten westfälischen Kirchenkreise auf Veranlassung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Einige davon bestehen bis heute

WESTFALEN – Der König hatte es nicht leicht mit den Westfalen. Als Europa nach den Napoleonischen Kriegen neu geordnet wurde und in Preußen eine neue Provinz Westfalen entstand, kam vieles zusammen, was zuvor nicht zusammengehört hatte: Gebiete mit überwiegend katholischer Prägung, wie das Münsterland; fast ausschließlich lutherische Gegenden wie Minden-Ravensberg; und gemischte Regionen wie die Grafschaft Mark, zu der Teile des Ruhrgebiets und des Sauerlands gehörten, wo sieben lutherische und vier reformierte „Klassen“ nebeneinander existierten.

König Friedrich Wilhelm III. war das Durcheinander an Konfessionen und Kirchenordnungen ein Dorn im Auge, und so ordnete er eine Reform für die „Kirchenprovinz Westfalen“ an. Sie sollte zum einen zu einer einheitlichen Organisation unter königlicher Oberhoheit führen; zum zweiten fand der König die Unterscheidung von lutherischer und reformierter Konfession absurd und wünschte die Vereinigung zu einer „evangelischen“ Kirche.

So wurden im Jahr 1818 nach und nach 16 neue Kirchenkreise, „Diözesen“ genannt, gegründet. Einige davon feiern 2018 ihr 200-jähriges Bestehen. Dass nicht alle 28 westfälischen Kirchenkreise dieses Jubiläum begehen, liegt an vielfältigen Reformen, Teilungen und Wieder-Vereinigungen in der Folgezeit bis heute. Die vom König gewünschte Union von Lutheranern und Reformierten wurde dagegen nicht von allen Gemeinden akzeptiert. So kam es zu einer „Verwaltungsunion“, in der lutherische, reformierte und unierte Gemeinden gleichberechtigt existieren – bis heute.
Zu den ersten per Verfügung der preußischen Kirchenaufsichtsbehörde, dem Konsistorium, gegründeten Kirchenkreisen gehören Hamm und Iserlohn. Gründungsdatum ist der 9. Juli 1818. Der Kirchenkreis Iserlohn würdigt dieses Jubiläum im Rahmen des Jahresempfangs am 15. Februar. Als Gastreferent wird Jens Murken, Historiker im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, einen Vortrag zum Evangelischen Kirchenkreis in Geschichte und Gegenwart halten. Der Kirchenkreis Unna feiert am 23. September anlässlich seines Gründungsjubiläums einen Gottesdienst mit anschließendem Empfang in der Stadtkirche Unna. Außerdem soll ein Jahrbuch erscheinen.

Im Kirchenkreis Bochum entsteht ebenfalls eine Festschrift zur Geschichte der Synode, die voraussichtlich im zweiten Halbjahr im Rahmen einer Stadtakademie-Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Autor der Schrift ist Professor em. Günter Brakelmann. Außerdem ist ein Dankeschön-Konzert für ehrenamtlich Mitarbeitende im Kirchenkreis geplant.

Der Kirchenkreis Hamm wird ebenfalls feiern und arbeitet nach Auskunft eines Sprechers noch an seinem Jubiläumsprogramm.
Der Kirchenkreis Wittgenstein feiert mit einem Fest-Wochenende und einem Bibel-Marathon (siehe UK 3/2018). leg

Informationen zu den einzelnen Kirchenkreisen finden sich im Internet unter www.evangelisch-in-westfalen.de oder auf den jeweiligen Kirchenkreisseiten.