Pfarrerin, Pfarrer sein – was heißt das heute? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Theologinnen und Theologen in den Gemeinden, die mit weniger Personal immer mehr Aufgaben bewältigen müssen. Sie treibt auch die Gemeindeglieder um, die ihre Pfarrerin, ihren Pfarrrer weniger zugänglich finden als noch vor Jahren, weil so viel Organisatorisches ansteht, dass die Seelsorge manchmal schier zu kurz kommt.
Wie also umgehen mit den vielfältigen Veränderungen dieses für die Kirche so wichtigen Amtes? Die westfälische Präses Annette Kurschus hat vor zwei Jahren einen Prozess eingeleitet, in dem diese Frage aus vielen Richtungen beleuchtet werden soll – unter anderem im Rahmen von Studientagen in den verschiedenen Regionen Westfalens, zu denen die Präses die Pfarrerinnen und Pfarrrer zum Austausch über die besonderen Herausforderungen und Chancen des Pfarrberufs eingeladen hatte.
Zu Beginn jedes Studientages hielt Annette Kurschus eine Andacht. Dabei ging es um biblische Orientierung, Vergewisserung und Ermutigung in einem nicht alltäglichen Beruf. Diese Texte sind jetzt gesammelt und im Bielefelder Luther-Verlag veröffentlicht worden. Sie sollen anregen zum Nachdenken über die Aufgabe der Pfarrerinnen und Pfarrer und über die vielgestaltige Dienstgemeinschaft der Kirche.
Kurschus beleuchtet darin etwa das Thema der Öffentlichkeit des Pfarramtes, die damit verbunden ist, dass man über „den Pfarrer“ (und seine Familie) spricht – und dass jetzt neu gesprochen werden muss. Die Präses thematisiert die Schwierigkeiten, die beim neuen Zuschnitt des alten Amtes entstehen, auf dem so viel Erwartungen von so vielen Menschen ruhen. Sie spricht von der Schwierigkeit, in eine ungewisse Zukunft hinein zu planen und trotzdem heute voller Zuversicht die richtigen Weichen zu stellen.
Vor allem aber stellt Kurschus über alles Suchen und Planen die biblische Verheißung, dass es Gott ist, der die Zukunft in seiner Hand hält – die des Pfarrberufs, seiner Kirche und der ganzen Welt. Und so schreibt sie am Ende einer Andacht: „Weil die Zukunft sein Land ist, werden wir sie betreten wie Wanderer, die in eine liebliche Landschaft unterwegs sind; wie Reisende, die erwarten, einen alten Bekannten wiederzutreffen; wie Gäste, die wissen, dass sie willkommen sind.“ leg
