Früher dachten die Menschen, die Erde sei keine Kugel, sondern läge unter einer Art Käseglocke. In Nieheim ist das immer noch ein bisschen so: Die Welt besteht hier praktisch aus Käse. Zumindest aus Sicht des Tourismus.
In dem idyllischen Städtchen, ungefähr auf halber Strecke zwischen Bad Driburg und Höxter gelegen, spielt dieses schmackhafte Lebensmittel eine herausragende Rolle. Deutliches Zeugnis davon legt das Deutsche Käsemuseum ab. In einem wunderschönen Fachwerkhaus, mitten im historischen Ortskern gelegen, kann man alles zum Thema „Käse“ erfahren.
Zum Beispiel, dass es gleich acht verschiedene Käsegruppen gibt. Dass die Herstellung von Käse harte Arbeit ist und es Tage, je nach Sorte sogar Monate dauern kann, bis das Produkt fertig gereift ist. Und dass die Menschen schon in der Steinzeit wussten, wie man Käse herstellt – eine erstaunliche Tatsache, wenn man bedenkt, dass Käse in der Natur nicht vorkommt.
Das Thema „Käse“ liegt in Nieheim praktisch vor der Haustür. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier Sauermilchkäse in kleinen landwirtschaftlichen Betrieben hergestellt. In der Folge entwickelte sich geradezu eine Blüte für die Produktion. Und noch heute, da Lebensmittel in der Regel längst im großen Stil industriell hergestellt werden, gibt es in Nieheim eine Schaukäserei, die die Tradition aufrechterhält.
Eine Kostprobe davon kann man im Restaurant „Meilenstein“ bekommen. In der Stube des Käsemuseums untergebracht, bietet es eine Auswahl zünftiger Brotzeiten an. Herzstück ist dabei – natürlich – die Nieheimer Käseplatte: verschiedene Käsesorten mit Holzofenbrot und einer kleinen Beilage serviert, das Ganze für 8,50 Euro.
Hier im Käsemuseum trifft man nicht auf raffinierte technische Installationen oder Hightech. Seine Stärke ist die Anschaulichkeit: Fotos, Info-Tafeln, Filmvorführung und Alltagsgegenstände machen Herstellung und Geschichte des Käses anschaulich und begreifbar. So kann man etwa an einem Kuh-Modell das Melken üben. Das dürfte für die meisten Kinder, aber auch für Erwachsene eine völlig neue Erfahrung sein. Wenn die Kinder vom Käse irgendwann die Nase voll haben, lädt eine Spielecke – selbstverständlich als Bauernhof gestaltet – im Erdgeschoss dazu ein, die Aktivitäten zu verlagern.
Und gleich nebenan locken drei weitere Museen: das Westfälische Brotmuseum, das Westfälische Schinkenmuseum und das Westfälische Biermuseum. Gemeinsam bilden sie das „Westfalen Culinarium“, ein Museumskonzept, dessen Herzstück das Deutsche Käsemuseum darstellt: Auf insgesamt 3000 m² können Besucherinnen und Besucher quasi zu den Wurzeln westfälischer Gaumenfreuden vordringen.
So bietet sich Nieheim mit seinem Käsemuseum und dessen drei Geschwistern gut für einen Ausflug an. Zumal der Ort ganz entzückend ist und malerisch am Teutoburger Wald liegt. Die Umgebung ist wie geschaffen für Wander- und Radtouren.
Anreise: Lange Straße 12, 33039 Nieheim. Auto: Der Ort liegt in der Mitte des Dreiecks Bad Driburg, Horn-Bad Meinberg und Höxter an der B252. Bahn: von Paderborn über Bad Driburg nach Brakel, dort Bus R81. Oder von Bad Driburg mit Bus 575 nach Nieheim.
Öffnungszeiten des Käsemuseums: April bis Oktober, Mi bis So und Feiertage 10-18 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr. Gruppen auch Sondertermine. Eintritt Erwachsene 6 Euro, Kinder 6 bis 18 Jahre 2 Euro.
Kontakt: Telefon (0 52 74) 83 04, Internet: westfalen-culinarium.de
