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Ahnenforschung ist eine komplexe Materie

Ahnenforschung ist beliebt. Vielleicht findet sich noch die Halbschwester der Mutter in den USA, war der Onkel des Vaters ein Adeliger. Zugleich ist die Recherche oft nicht einfach. Was es dabei zu beachten gilt.

Die Suche nach Vorfahren und unbekannten Familienmitgliedern gleicht oft der Suche nach der Nadel in einem Heuhaufen. Kirchenregister, Datenbanken und Dokumente in fremder Schrift – wo anfangen und wie vorgehen? Der Eisenacher Ahnenforscher Christian Hoske hat ein paar Tipps:

– : Zu Beginn der Recherche sollte man sich in der eigenen Familie umhören, wer etwas über verstorbene oder vermisste Ahnen weiß. Alte Fotoalben können erste Hinweise über diese Menschen geben, und auch betagte Familienmitglieder können oft noch etwas zu ihnen sagen.

– : Je tiefer man in die Materie eintaucht, umso schwieriger kann es sein, den Überblick zu behalten. Digitale Angebote etwa über “FamilySearch” oder Vordrucke eines Stammbaums können hier helfen.

: Auskunft beim Standesamt oder Archiven erhält nur, wer ein berechtigtes Interesse nachweisen kann, etwa wenn er mit der betreffenden Person in direkter Linie verwandt ist; dies ist entsprechend nachzuweisen.

– : In den allermeisten Fällen ist es laut Hoske notwendig, zunächst die Geburts-, Trau- und Sterbeurkunden der Vorfahren beim Standesamt oder dem jeweils zuständigen Archiv zu bestellen. Letzteres ist zuständig, wenn es um ältere Vorgänge geht: 110 Jahre und mehr bei Geburten, 60 Jahre und mehr bei Trauungen und 30 mindestens Jahre bei Sterbefällen. Jüngere Beurkundungen sind demnach beim zuständigen Standesamt zu erfragen, unterliegen aber dem Datenschutz. Hoske rät, Anfragen möglichst klar zu formulieren.

-: Der Uropa wurde 1920 geboren – seine Geburtsurkunde unterliegt damit dem Datenschutz, da jünger als 110 Jahre. Wer ein berechtigtes Interesse nachweisen kann, bekommt eine Kopie beim zuständigen Standesamt. Dieser Uropa hat 1940 geheiratet, seine Trau-Urkunde unterliegt nicht mehr dem Datenschutz, da älter als 80 Jahre; eine Kopie ist beim jeweils zuständigen Archiv anzufordern. Auskünfte zum Bruder des Uropas – insofern er innerhalb der Schutzfrist geboren wurde – bekommt man aber nicht, da dieser nicht in direkter Linie mit der anfragenden Person verwandt ist.

– : Digitale Angebote – Plattformen wie “Ancestry”, “My Heritage” und “FamilySearch” – bieten die Möglichkeit, einen digitalen Stammbaum zu erstellen. “Wer autark bleiben möchte und die volle Kontrolle über seine Daten haben möchte, kann Programme wie Ahnenblatt verwenden”, rät Hoske.

– : Dokumente und Briefe von Groß- und Urgroßeltern sind oft in Sütterlin-Schrift geschrieben, die von 1924 bis 1941 die deutsche Standardschrift war. Die mit Künstlicher Intelligenz arbeitende Software Transkribus kann helfen, in Sütterlin verfasste Dokumente in einen leichter lesbaren Text umzuwandeln. Hoske mahnt jedoch zur Vorsicht bei dem Software-Programm: “Wenn ich es nicht lesen kann, wer sagt mir dann, ob die Software alles richtig gemacht hat?” Immerhin sei jede Handschrift individuell.

– : Hoske empfiehlt die Plattform “Ancestry”, die zahlreiche Quellen, indexierte Kirchenbücher und Personenstandsregister und vieles mehr biete: “Die Investition in ein Monatsabo kann sich also lohnen”. Zugleich warnt der Ahnenforscher, Daten ohne Quellenangaben zu übernehmen. Auf “Ancestry” gebe es viele frei zugängliche private Familienstammbäume, die mitunter falsche Angaben enthielten.

-: Der in Berlin ansässige Verein für Computergenealogie CompGen hat sogenannte Gedcom-Daten (GEnealogical Data COMmunication) für Deutschland erstellt. Das Datenformat ermöglicht den Austausch von personenbezogenen Daten zwischen verschiedenen Computerprogrammen zur Genealogie. Ursprünglich wurde Gedcom von den Mormonen entwickelt, um ihre Mitglieder bei der Familienforschung zu unterstützen. Die Mormonen bieten mit “FamilySearch” ein kostenloses Angebot zur Erforschung der eigenen Familiengeschichte.