Die Bildungsstätte Anne Frank fordert angesichts des Erfolgs der AfD bei jungen Wählern in den Landtagswahlen in Hessen und Bayern eine Bildungsoffensive. „Damit junge Menschen nicht nach rechts driften und Menschenfeindlichkeit als solche erkennen, brauchen sie Zugang zu politischer Bildung“, sagte die Direktorin Deborah Schnabel am Montag in Frankfurt am Main.
Es sei „ein schlechtes Vorzeichen“, dass derzeit Bildungsmittel gestrichen würden, während die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung sich vielleicht bald Zugang zu Steuergeldern erstreite, sagte Schnabel. Bildungsanstrengungen brauche es in Schule und Ausbildungsbetrieben genauso wie in digitalen Leitmedien, so wie Tiktok oder Youtube. Kaum eine Partei sei dort so aktiv wie die AfD.
80 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Hessen hätten am Wahlabend angegeben, dass ihnen rechtsextreme Positionen der AfD „egal“ seien, beklagte Schnabel. „Parteien können es sich im Jahr 2023 nicht mehr leisten, allein auf Plakatwerbung und TV-Talkrunden zu setzen, sie müssen dort um die Stimmen junger Menschen werben, wo sie sich am meisten aufhalten.“
„Junge Menschen sind mit vielfältigen Krisen konfrontiert: Die Corona-Pandemie hat Schullaufbahn oder Studium unterbrochen, die Inflation treibt die WG- und Wohnungspreise in die Höhe, gleichzeitig glaubt kaum noch jemand an die Rente, während sich am Horizont die Klimakrise auftürmt“, erklärte Schnabel. „Diese handfesten Zukunfts- und Existenzängste und das verständliche Bedürfnis nach Sicherheit werden von den demokratischen Parteien nicht ausreichend adressiert, während die AfD es für ihre Ziele zu instrumentalisieren weiß.“