Ein Jahr nach der Friedensvereinbarung zum Tigray-Krieg in Äthiopien ist nach Ansicht des Kommissionsvorsitzenden der Afrikanischen Union Moussa Faki bereits viel erreicht. Es gebe Fortschritte bei der Versorgung der Bevölkerung und der Entwaffnung der Kämpfer der Volksbefreiungsfront für Tigray (TPLF), erklärte Faki am Donnerstag. Daran zeige sich, dass Äthiopien auf einem guten Weg sei. Doch Menschenrechtsorganisationen äußerten sich weniger optimistisch. Es gebe weiterhin Kämpfe und Menschenrechtsverstöße in Tigray und auch in anderen Regionen des Landes, kritisierte Human Rights Watch (HRW).
In der nordäthiopischen Region Tigray endete vergangenen November ein zweijähriger Krieg, bei dem Hunderttausende Menschen getötet und mehrere Millionen vertrieben wurden. Hintergrund war ein Machtkampf zwischen der Zentralregierung und der in Tigray regierenden TPLF.
HRW zufolge sind ganze Gebiete im Westen für Hilfsorganisationen nicht zugänglich. Auch seien noch immer eritreische Truppen in der Region, die für Plünderungen und gewaltsame Übergriffe gegen Zivilistinnen und Zivilisten verantwortlich gemacht würden. Zudem würden Verbrechen aus der Kriegszeit nicht aufgeklärt und die Verantwortlichen bestraft.
Mehr als eine Million Menschen lebt nach Angaben der Vereinten Nationen weiter in Lagern für Vertriebene ohne ausreichend Nahrung, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Tigray sind seit Anfang des Jahres mehr als 1.300 Menschen verhungert. Über 500 Schulen sind von Vertriebenen bewohnt, weshalb dort kein Unterricht stattfinden kann. In diesem Jahr eskalierten außerdem in anderen Regionen Äthiopiens Konflikte. In Oromia und Amhara etwa kämpfen bewaffnete Gruppen gegen die Armee.