Artikel teilen

Ärztekammer unterstützt Verbot des begleitenden Alkoholkonsums

Die Ärztekammer Niedersachsen unterstützt den Vorstoß, den begleiteten Alkoholkonsum vom Jugendlichen ab 14 Jahren zu verbieten. „Kindern und Jugendlichen in so jungem Alter schon Alkoholkonsum zu erlauben, ist ein völlig falsches Signal“, sagte der Kinder- und Jugendmediziner Thomas Buck vom Vorstand der Kammer am Freitag in Hannover. „Wir verharmlosen und fördern somit Suchterkrankungen.“ Deshalb begrüße die Ärztekammer den Vorschlag der Landesgesundheitsminister. Die Kammer vertritt rund 46.000 Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen.

In Deutschland dürfen Jugendliche bereits ab 14 Jahren unter Aufsicht ihrer Erziehungsberechtigten Bier, Wein oder Sekt trinken. Ab 16 Jahren ist dies ohne Aufsicht möglich. Bei Spirituosen wie Schnaps oder Likör gilt die Altersgrenze von 18 Jahren. Die Gesundheitsministerkonferenz hatte sich im Juni in Travemünde auf Antrag von Mecklenburg-Vorpommern dafür ausgesprochen, die Ausnahmeregelung zum „begleiteten Trinken“ ab 14 abzuschaffen.

„Diese Regelung ist absolut nicht mehr zeitgemäß“, betonte der Psychiater Hans Martin Wollenberg vom Vorstand der Ärztekammer Niedersachsen. „Wir müssen lernen, kritischer mit Alkohol umzugehen, insbesondere, wenn es um Jugendliche geht“, sagte er: „Der in unserer Gesellschaft allgemein verbreitete Alkoholkonsum hat enorme körperliche wie psychische Schäden zur Folge.“

Nach einer aktuellen Studie sei der sogenannte problematische Konsum von Alkohol bei Jugendlichen im Vergleich zu anderen Suchtstoffen noch deutlich stärker ausgeprägt, erläuterte die Kammer. Danach wiesen 11,3 Prozent der befragten Jugendlichen ein problematisches Konsumverhalten im Blick auf Alkohol auf. Bei Zigaretten und Cannabis waren es jeweils nur 0,5 Prozent.

Auch Niedersachsens Ressortchef Andreas Philippi sowie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) hatten sich hinter den Vorschlag gestellt. Im November soll ein Gesetzesvorschlag dazu vorliegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten 2019 bundesweit rund 14.500 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus behandelt werden.