Die Christen in Ägypten sind nach Einschätzung eines ihrer Spitzenvertreter heute viel besser dran als noch vor zehn Jahren. Im Gegensatz zu den Nachbarländern gebe es in Ägypten mehr Religionsfreiheit, zitierte das Hilfswerk “Kirche in Not” am Freitag den koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Sidrak. Es gebe “viel weniger Gewaltakte” gegen Christen. Die Regierung habe zudem Hindernisse für den Bau neuer Kirchen beseitigt.
Sidrak sprach den Angaben zufolge von einer “fundamentalen Änderung” der Lage im Vergleich mit 2012. Damals stellten die Muslimbrüder den Präsidenten. “Als sie alle Hebel in der Hand hatten, war es für einen Christen sehr riskant, allein auf die Straße zu gehen. Unsere Kirchen waren ständig bedroht, und Terroristen brannten hunderte von ihnen nieder”, so der Patriarch. Heute seien Fanatiker und Terroristen in Ägypten “kaltgestellt”. Die Ägypter würden nicht noch einmal denselben Fehler machen und die Muslimbruderschaft wählen, meinte er.
Die koptisch-katholische Kirche nehme gesellschaftliche Verantwortung in Ägypten wahr, erläuterte der Kirchenmann. Auf ihre 180 Schulen schickten auch viele Muslime ihre Kinder. Einige aktuelle Regierungsmitglieder seien auf diesen Schulen gewesen.
Die koptisch-katholische Kirche in Ägypten ist in einer doppelten Minderheitensituation. Laut “Kirche in Not” sind 6 bis 15 Millionen der rund 110 Millionen Einwohner christlich getauft. Die Schätzungen schwankten stark. Koptisch-katholisch seien etwa 300.000 Menschen.