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Adventschoräle in der Augusthitze

Draußen brütet die Augusthitze – drinnen sitzt der Kirchenmusiker in kurzer Hose und summt Adventschoräle? „Ja, so ungefähr kann man sich das vorstellen“, sagt Gerd Weimar lachend. Für Weimar, Kreiskantor im Kirchenkreis Arnsberg, ist die probenfreie Zeit während der Sommerferien die Phase, in der er das Programm für Advent und Weihnachten vorbereitet: Musikstücke aussuchen, Termine festlegen, Solisten finden.
Dabei gibt es zwei parallele Zeitschienen: Einmal sind da die „kleineren Brötchen“, wie Weimar sie nennt – also Musikstücke für Adventsandachten oder Weihnachtsgottesdienste, die ohne Solisten oder großes Orchester auskommen. Für die reichen einige Monate Vorbereitungszeit.
Bachs Weihnachtsoratorium dagegen, das in Meschede traditionell in jedem Advent aufgeführt wird, braucht einen deutlich längeren Vorlauf. „Da habe ich Orchester und Solisten für 2019 schon verpflichtet und sitze jetzt gerade an der Planung für 2020“, erklärt Weimar. Die Zeit am Ende des Jahres gehört zu den „Hochzeiten“ der Kirchenmusik – „da muss man früh dran sein, vor allem, wenn man bestimmte Musiker haben möchte“, so Weimar.
Und, fühlt man sich manchmal komisch dabei, im August Weihnachtslieder auszusuchen? „Eigentlich nicht“, meint der Kirchenmusiker. „Unsere Arbeit ist halt antizy­klisch – ich wage zu behaupten, dass die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen das genauso machen.“
Auch sein Chor ist daran gewöhnt, dass es bereits direkt nach den Sommerferien weihnachtet: „Sicher werden wir zwischendurch immer mal wieder ins Weihnachtsoratorium reinschauen, und auch die anderen Advents- und Weihnachtsstücke brauchen ihre Zeit“, meint Weimar. Die heiße Probenphase liegt allerdings erst im Dezember. Dann wird an zwei Terminen noch einmal intensiv am Bach gearbeitet – damit am 3. Advent wirklich Weihnachtsstimmung aufkommt, wenn die ersten Paukenschläge erklingen und der Chor einsetzt mit „Jauchzet, frohlocket“…leg