Die Bischöfe und leitende Repräsentanten der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen haben am Reformationstag den Glauben an das Gute hervorgehoben und an die Wurzeln des Christentums erinnert. Der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit sagte, angesichts von zahlreichen Problemen, Konflikten und Katastrophen in der Welt müssten Christen mit Hoffnung, Glaube und Liebe dagegenhalten. Gott schenke den Menschen Gemeinschaft und sei ihnen Zuflucht, Kraft und Helfer, sagte Adomeit bei einer ökumenischen Feier in Westerstede.
Es sei ihm eine große Freude, dass der Reformationstag im Oldenburger Land bereits zum achten Mal ökumenisch begangen werde, unterstrich Adomeit. Den Gottesdienst in der Westersteder St.-Petri-Kirche gestaltete er gemeinsam mit dem katholischen Weihbischof Wilfried Theising aus Vechta. Adomeit ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wandte sich gegen zunehmenden Antisemitismus und Fremdenhass in Deutschland. „Diese Gesellschaft braucht Zeuginnen eines Glaubens an das Gute“, sagte er in Hannover. Zudem rief er dazu auf, sich auf die jüdischen Ursprünge des Christentums zu besinnen. Die Kirchen der Reformation hätten den Anspruch, sich ständig zu erneuern und umzukehren zu ihrem Ursprung, erklärte Meister in der Marktkirche: „Eine der anspruchsvollen und radikalen Reformen ist immer noch, dass wir evangelische Christen unsere jüdischen Wurzeln sehen.“
In der Stadtkirche von Bückeburg erinnerte der schaumburg-lippische Landesbischof Oliver Schuegraf an die Entdeckung christlicher Kernbotschaften durch Martin Luther: „Gott will keine Leistung, er will Liebe. Gott will keine Angst, sondern Vertrauen.“ Der Bischof würdigte zudem die gesellschaftlichen Folgen der Reformation. Martin Luther und seine Mitarbeiter hätten die Bildung gestärkt und so „Freiraum zum Denken“ eröffnet. Zudem hätten sie die Sozialsysteme erneuert und festgelegt, dass bedürftige Menschen einen eigenen Anspruch auf Unterstützung hätten und nicht nur Bittsteller seien.
Die Bremische Evangelische Kirche feierte den Reformationstag unter anderem mit einem zentralen Radiogottesdienst im St.-Petri-Dom. Dabei blickte Kirchenpräsident Bernd Kuschnerus auf die Einführung der Reformation vor rund 500 Jahren in der Hansestadt zurück: Als 1522 die Ideen des Reformators Martin Luther (1483-1546) nach Bremen gelangt seien, sei es bald darauf zum Streit zwischen der Stadt und dem katholischen Erzbischof gekommen. Inzwischen werde der Reformationstag aber in ökumenischer Verbundenheit der Konfessionen gefeiert, betonte Kuschnerus.
Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit stieß Luther Veränderungen an, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten.