In der Frage der Organspende wollen die Befürworter einer Widerspruchslösung ihren Antrag noch in der laufenden Woche in den Bundestag einbringen. Die Tagesordnung ist noch offen, doch die Zeit drängt.
Die Bundestagswochen vor den Neuwahlen sind gezählt. Daher drücken Befürworter einer Widerspruchslösung bei Organspenden nun offenbar auf die Tube und wollen einen entsprechenden fraktionsübergreifenden Gruppenantrag noch diese Woche in den Bundestag einbringen. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag unter Berufung auf Abgeordnetenkreise. Noch steht jedoch die Tagesordnung für die anstehenden Bundestagsberatungen nicht fest. Und nach dieser Woche wird es voraussichtlich nur noch zwei Sitzungswochen bis zur Neuwahl im Februar geben.
Die Widerspruchslösung ist das Gegenmodell zur bestehenden Regelung bei der Organspende. Bisher braucht es ausdrücklich die Erlaubnis von Patienten – etwa durch einen Organspendeausweis – damit ihre Organe im Falle des Todes für Transplantationen entnommen werden können. Weil in Deutschland seit Jahren Organmangel besteht, dringen viele Politiker und Mediziner auf einen Systemwechsel.
Bei der Widerspruchslösung wäre jeder Bürger potenziell Organspender, außer er hat ausdrücklich widersprochen. Auch im Bundesrat hatte es einen Vorstoß für eine solche Änderung der Gesetzgebung gegeben. 2020 wurde im Bundestag schon einmal über die Widerspruchsregelung abgestimmt, damals gab es keine Mehrheit. Ethiker sehen das Modell durchaus mit Skepsis.
In einer jüngst vom Max-Planck-Institut veröffentlichten Analyse unter allen Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Organspende ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen Ländern mit Zustimmungs- und Widerspruchslösung. Die Umstellung auf die Widerspruchslösung führe nicht zur Zunahme der Spenden. Zugleich waren in Ländern mit einer Widerspruchslösung deutlich weniger Menschen bereit, zu Lebzeiten freiwillig Organe wie beispielsweise eine Niere zu spenden.