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Abendmahl am Bildschirm

Das digitale Abendmahl stärkt die leibhafte Mahlgemeinschaft

Von Christina-Maria Bammel

In akuter Pandemiezeit gab es ­Geburtstagsfeiern am Bildschirm. Liebevoll vorbereitet. Zum Beispiel mit kleinen Päckchen: Wer mit­feierte beim Videomeeting, hatte sie zuvor per Post erhalten. Darin sorgsam verpackt feine haltbare Köstlichkeiten, herzhaft-kernig oder süß, selbst Wein – für den feucht-fröh­lichen Moment auf der Schwelle zum Neuen. Innig und verbunden. Nah konnten diese Festmomente am Computer sein. Ein Gefühl von Verbundenheit in solcher Zeit trägt.

Auch Brot und Wein lassen sich am Bildschirm teilen. Anders verbunden als im Kirchenraum. Dort  geht es gerade viel um die Verbindung von Hygiene und Gottesdienst. Bis hin zur Über­raschung, dass manchmal gar die Desinfektions­flasche direkt neben Kelch und Zange zum Anreichen steht. Ist nötig, schafft nur anderes als die Intimität eines online gefeierten Abendmahls. Je öfter ich Letzteres erlebe, desto mehr nährt es mich.

Ob da nicht was fehle beim Mahl via Videokonferenz? Klar, irgendwas fehlt unter den Bedingungen unserer irdischen Grenzen immer. Sind ja nicht im Reich Gottes am endzeit­lichen Tisch des Herrn, auch wenn wir bereits etwas davon schmecken. Ich kann dennoch erfahren, dass sich in dieser Gemeinschaft Christus neu gibt, dass ich zu seinem großen weltumspannenden Leib gehöre, dass ich gestärkt werde durch Worte und Elemente. 

Erst hatten mich das selbst ­gekaufte Brot und der Saft aus dem Kühlschrank irritiert. Es braucht Achtsamkeit im Umgang mit den Elementen. Ein Brotback­automat zog in unseren Haushalt ein. Frisch ­ge­backenes Brot gehört jetzt dazu. Statt des Saftes aus dem Kühlschrank hatte sich bald eine Patenschaft ­gefunden, die ich für ein paar alte Weinstöcke übernehmen konnte. Von dort her kommt jetzt der Wein. Hilft der Winzergenossenschaft und dem Weinberg.

Abendmahl am Bildschirm lässt spüren, wie wir einander in dieser Form zum Segen werden können, wie die Nähe auch vom Sehen kommt, weil man nicht nur passiv zuguckt. Wird das Sakrament damit nicht privatisiert und zur feucht-fröhlichen Wohlfühlveranstaltung? Und wo bleibt der bittere Kelch, der uns am Altar zusammen in den Abgrund von Not und Erlösungsbedürftigkeit schauen lässt? Vergewisserung, Erinnerung, Eucharistie und Diakonie verbinden sich für mich auch digital. Abendmahl anders, geleitet von ­Menschen mit Charisma und Freude am Teilen, kann uns geistlich wachsen lassen. Das wird auch unsere leibhafte Mahlgemeinschaft stärken und erneuern. 

Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der EKBO.