Das Ehepaar Horst und Birgit Lohmeyer hat gemeinsam mit dem studentischen „Amirkabir Newsletter“ aus dem Iran den Aachener Friedenspreis erhalten. Der Regisseur Ali Samadi Ahadi würdigte die Lohmeyers in seiner Laudatio am Montagabend im Aachen als „Symbolfiguren für Zivilcourage“. Ihr Musik-Festival „Jamel rockt den Förster“ in dem gleichnamigen Neonazi-Dorf sei zum Symbol dafür geworden, „dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer wieder verteidigt werden muss“. Die Auszeichnung wird traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen.
Den „Amirkabir Newsletter“ lobte der deutsch-iranische Filmemacher Ahadi als „Gedächtnis des Widerstands“ und „landesweite Stimme der Studierendenbewegung“ im Iran. Die Redaktion habe sich seit der Gründung Ende der 1990er Jahre zu einer „tragende Säule der Wahrheit“ entwickelt, die weit über die Universitäten hinausreiche. Trotz Verfolgung, Zensur, Entlassungen aus den Hochschulen und Inhaftierungen durch das iranische Regime habe „Amirkabir“ im Untergrund überlebt, sammele Namen von verschwundenen Menschen, prüfe Propaganda-Bilder und -Behauptungen, dokumentiere Fakten. Der Chefredakteur der Medienplattform konnte den Preis nicht selbst entgegennehmen, weil er kein Einreisevisum für Deutschland bekommen hatte.
Das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ wird von Familie Lohmeyer seit 2007 organisiert, um der Vereinnahmung ihres Dorfes in Mecklenburg-Vorpommern durch Rechtsextremisten etwas entgegenzusetzen. Der „Amirkabir Newsletter“ wurde 2009 vom iranischen Regime gesperrt. Bis dahin hat die Medienplattform laut dem Friedenspreis-Verein unter anderem über Menschenrechtsverletzungen, Aktionsaufrufe und Studentenproteste berichtet. 2015 wurden die Aktivitäten auf einem Telegram-Kanal und weiteren Social-Media-Präsenzen wieder aufgenommen.
Der Aachener Friedenspreis zeichnet seit 1988 jährlich Menschen und Gruppen aus, die an der Basis und oft aus benachteiligten Positionen heraus für Frieden und Verständigung arbeiten. Wer den mit jeweils 2.000 Euro dotierten Preis erhält, entscheidet die Mitgliederversammlung des Vereins. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem der Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel, die Menschenrechtsorganisationen Borderline Europe und Pro Asyl und das Wanderkirchenasyl NRW. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die „Omas gegen Rechts“ und die „Youth Initiative for Human Rights“.