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80 Jahre Barmer Thesen

Es war im Mai 1934. Seit einem Jahr übten die Nationalsozialisten unter Führung Hitlers eine Terrorherrschaft aus, deren schreckliches Ausmaß nur wenige erkannten. Von Veit Hoffmann

Von Veit Hoffmann

Es war im Mai 1934. Seit einem Jahr übten die Nationalsozialisten unter Führung Hitlers eine Terrorherrschaft aus, deren schreckliches Ausmaß nur wenige erkannten. Die ersten Konzentrationslager waren bereits 1933 entstanden, die Gewerkschaften waren verboten, antijüdische Ausschreitungen steuerten ihrem „Höhepunkt“ entgegen, Himmler war Chef der Geheimpolizei (Gestapo) und der berüchtigte Volksgerichtshof war gegründet. Der Griff nach der Kirche mit der Absicht, sie der ideologischen Bewegung anzupassen, blieb nicht aus. Unterstützt wurde dieses Vorhaben aus den Reihen der Kirchen, durch die sogenannten Deutschen Christen. Ihre Pfarrer predigten ein von „jüdischen Einflüssen gereinigtes deutsches Christentum“, das dem germanischen Erbe würdig war. Große Veranstaltungen mit gottesdienstlichem Charakter, mit Hakenkreuzfahnen und SA-Kolonnen, z.B. auch auf dem Tempelhofer Feld, fanden begeisterten Zulauf.

Eine Gegenbewegung blieb nicht aus. Unter der Federführung von Pfarrer Martin Niemöller, Pfarrer Hans Asmussen, Bischof Wurm aus Württemberg und dem damals schon berühmten Theologieprofessor Karl Barth aus Basel, entstand die „Bekennende Kirche“. Vom 29. bis 31. Mai 1934 versammelten sich ihre Vertreter in Wuppertal-Barmen zu einer „Bekenntnissynode“, auf der die „Barmer theologische Erklärung“ formuliert wurde. (Nachzulesen in unserem Gesangbuch unter der Nummer 810)

In sechs Thesen wird klar und unmissverständlich formuliert, was die Kirche Jesu Christi ist. Wie Hammerschläge lesen sich die sechs Verwerfungen, was die Kirche nicht ist. Z.B. These Drei: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen“.

Man kann sich vorstellen, welche Wirkung solche Sätze auf die Regierenden und besonders auch auf Gemeinden ausübten, die die nationalsozialistische Ideologie in sich aufgesogen hatten. Dass Martin Niemöller sehr bald bis zum Ende des Krieges 1945 ins Konzentrationslager gesperrt wurde, ist Zeichen für den Ungeist dieser Zeit.