Der Priester Jerzy Popieluszko protestierte in den 1980ern gegen Verbrechen des kommunistischen Regimes in Polen. Geheimdienstagenten brachten ihn deswegen um. Am Jahrestag erinnert sich das Land an den Nationalhelden.
Polen hat am Samstag der Entführung und Ermordung des Priesters und Nationalhelden Jerzy Popieluszko vor 40 Jahren durch den kommunistischen Geheimdienst gedacht. In Warschau beteiligten sich mehrere Tausend Menschen an einem Marsch zur ehemaligen Pfarrkirche Popieluszkos im Stadtteil Zoliborz, in deren Vorgarten sich das Grab des Seelsorgers der Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) befindet. Der Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz wird in dem Gotteshaus, das zum Heiligtum des 2010 selig geprochenen Priesters erhoben wurde, am späten Nachmittag eine Messe feiern.
An dem Marsch zu der Kirche nahm auch der Vorsitzende der nationalkonservativen Oppositionspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, teil. Viele Menschen trugen polnische Fahnen. Am Morgen legte bereits Vizeregierungschef Wladyslaw Kosiniak-Kamysz einen Kranz am Popieluszkos Grab nieder. Auf der Plattform X würdigte er den Geistlichen als “großen Verfechter der Freiheit”.
Am Freitag hatte Kardinal Nycz Reliquien des einstigen Solidarnosc-Pfarrers in die Parlamentskapelle überführt. “Lernen wir vom seligen Jerzy Popieluszko, das Evangelium der Liebe zu verkünden”, sagte der Kardinal in seiner Predigt.
Auch das Unterhaus des Parlaments, der Sejm, erinnerte an Popieluszko. In einer am Freitag angenommen Resolution hieß es, der Priester habe mit seinen Worten “die Lügen der kommunistischen Besatzer” offengelegt und deren Menschenrechtsverletzungen verurteilt.
Popieluszko hatte in seinen Predigten die damals verbotene Solidarnosc im Kampf gegen die kommunistischen Machthaber in Warschau unterstützt. Das Interesse an seinen monatlichen “Messen für das Vaterland” war enorm. In ihnen prangerte er von 1982 bis zu seinem Tod die Verbrechen des Regimes offen an. Er rief dazu auf, das Böse mit dem Guten zu überwinden, und dem Hass zu entsagen.
Als der 37 Jahre alte Geistliche am 19. Oktober 1984 mit dem Auto von einem Gottesdienst in Bydgoszcz (Bromberg) zurück nach Warschau fahren wollte, hielten ihn Agenten des polnischen Geheimdiensten an und entführten ihn. Tage später wurde sein gefesselter Leichnam aus einem Stausee bei Wloclawek (Leslau) geborgen. Der Auftragsmord an ihm verstärkte landesweit den Widerstand der polnischen Bevölkerung gegen das Regime und trug mit zum Fall des Kommunismus fünf Jahre später bei.