Kurfürst Max Emanuel ließ im Nymphenburger Schlosspark eine der ältesten Ruinenarchitekturen Europas errichten: Die Magdalenklause verbindet Schlichtheit mit künstlerischer Raffinesse. Und zog einst etliche Pilger an.
Abgeschieden im lichten Wald des Nymphenburger Schlossparks findet sich ein besonderes Kleinod: die Magdalenenklause. 300 Jahre ist es her, dass sich Kurfürst Max Emanuel von Bayern diese nach Plänen seines Hofarchitekten Joseph Effner errichten ließ. Daran hat die Bayerische Schlösserverwaltung am Montag erinnert. Seit dem 18. Jahrhundert entwickelte sich rund um den Namenstag der heiligen Maria Magdalena (22. Juli) eine Pilgertradition. Vom morgigen Dienstag bis zum kommenden Donnerstag wird in der Kapelle der Klause jeweils um 7 Uhr ein Gottesdienst gefeiert.
Mit dem Bau wurde den Angaben zufolge im Frühjahr 1725 begonnen. Beim Tod des Kurfürsten ein Jahr später sei dieser bereits weit fortgeschritten gewesen. Feierlich geweiht wurde die Klause aber erst unter dessen Sohn, Kurfürst Karl Albrecht, am 4. April 1728.
Mit seinem bewusst ruinös gestalteten Äußeren gehört das Gebäude zu den frühesten Ruinenarchitekturen Europas. Risse im Mauerwerk, abblätternder Putz und gotisch-romanische Stilzitate seien keine Spuren vergangener Zeiten, sondern kunstvolle Inszenierung: ein Sinnbild für die Vergänglichkeit alles Irdischen und die spirituelle Einkehr.
Im Inneren verzaubere bis heute die Grottenkapelle, geweiht der heiligen Maria Magdalena, wie es heißt. Sie war Begleiterin Jesu, die den Evangelien nach in seiner Sterbestunde und beim Begräbnis anwesend war. Am Ostermorgen begegnete sie als Erste dem Auferstandenen. Zudem gilt Magdalena als Schutzpatronin der Augenleidenden. Einst spendete der Brunnen der Klause den Pilgern Wasser, das als heilkräftig galt.
Die Kapelle ist laut Mitteilung Teil eines raffinierten Gesamtensembles: Sie verbindet sich mit klösterlich schlichten, aber edel ausgestatteten Wohnräumen, ganz in dunklem Eichenholz gehalten. Diese Gestaltung knüpft bewusst an die Tradition der Einsiedeleien von Eremiten an, die in Grotten oder einfachen Hütten lebten.
Die Klause verstehe sich als höfischer Rückzugsort, der Schlichtheit mit künstlerischer Raffinesse verbinde, heißt es. Vom Elfenbeinkruzifix über Narwalzahn-Leuchter bis zu unzähligen religiösen Grafiken – die Innenausstattung ist vollständig erhalten. Damit stehe das Bauwerk auch bewusst im Gegensatz zu den Lustschlössern Pagoden- und Badenburg, die sich ebenfalls im Schlosspark befinden.