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Zwischen Regeln und Freiheit: Medientage diskutieren die Zukunft

Was hilft gegen den Reichweitenverlust der klassischen Medien: Regeln oder Freiheit? Schon beim Auftakt-Gipfel der 39. Medientage München gingen die Ansichten darüber auseinander: Kultusstaatsminister Wolfram Weimer, Team „Regeln“, kündigte in seiner Impulsrede ein Eckpunktepapier für mehr Wettbewerb in der Medienlandschaft an, das „alle Kategorien politischen Handelns“ nutzen solle – vom Kartellrecht über Regulatorik bis zum Steuerrecht. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Team „Freiheit“, forderte hingegen eine Balance zwischen Regeln und Regellosigkeit: „In Moral einsam sterben bringt nichts“, sagte er bei der Eröffnungsveranstaltung im „House of Communication“ am Ostbahnhof.

Gerade in der Debatte zu Regulierung und Digitalabgaben rede man „über Wettbewerber, die fünf Nummern größer sind als wir“, sagte Söder mit Blick auf amerikanische Big-Tec-Konzerne wie Google oder Meta. Die Entscheidungsprozesse innerhalb der EU seien angesichts der dynamischen Entwicklungen weltweit „lächerlich“ langsam, die Dimensionen „zu kleinteilig“. Regulation sei nötig, aber noch wichtiger sei es, in die eigene „technische Souveränität“ zu investieren: „Sonst haben wir Null Einfluss.“ Der Langsamere könne nicht nur klagen, dass der Schnellere sein Tempo drosseln solle: „Wir müssen auch selbst schneller laufen.“

Auch die Qualität des Angebots und das Wechselspiel von klassischen Medien und Social Media standen im Fokus des Eröffnungsprogramms. Der Satiriker und Moderator Oliver Kalkofe betonte, dass „alle Medien eine Verantwortung gegenüber ihrem eigenen Publikum“ hätten. Das gelte beispielsweise auch fürs Unterhaltungsfernsehen: Die Inflation von Reality-Formaten suggeriere dem Publikum eine falsche Wirklichkeit. „Aber wenn wir das Publikum für dumm halten und ihm deshalb Schwachsinn anbieten, müssen wir uns am Ende nicht wundern, wenn es am Ende so dumm wird, wie wir gesagt haben.“ Er wünsche sich, dass Medien den Menschen wieder öfter „die Möglichkeit zum eigenen Denken anbieten“, so Kalkofe. „Dazu gehört, dass wir nicht immer alles vereinfachen und nicht auf jeden Empörungszug aufspringen.“

Das unterstrich Jagoda Marinić, die den ARD-Podcast „Freiheit deluxe“ betreibt: Medien dürften nicht durch bloßes Meinungs-Pingpong die Polarisierung reproduzieren. „Wir haben sehr viel mehr zu diskutieren als nur Pro und Contra“, sagte die Podcasterin in einer Diskussionrunde mit dem ARD-Vorsitzenden Florian Hager, dem RTL-Deutschland-Geschäftsführer Stephan Schmitter und dem SZ-Geschäftsführer Christian Wegner. Sie wünsche sich sowohl bei klassischen Medien als auch in den Social Media mehr Ruhe, einen weiteren Blickwinkel und eine gute Informationskultur. „Oft sind wir schon in der Meinungsdebatte, bevor wir uns überhaupt die nötigen Informationen angeeignet haben“, kritisierte Marinić.

Die 39. Medientage München werden von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) veranstaltet und finden vom 22. bis 24. Oktober unter dem Motto „WTFuture?!“ im Werksviertel am Ostbahnhof statt. Auf fünf Bühnen diskutieren laut Programm internationale Experten und Expertinnen über die Zukunft der Medien- und Kommunikationsbranche. (3286/22.10.2025)