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Zwei neue Wien-Krimis mit Philipp Hochmair als blindem Ermittler

Eine Melange aus faszinierender Stadt und speziellem Team: Das dürfte das Geheimnis des Erfolgs der Wien-Krimis im Ersten sein. Im Oktober gibt es zwei neue Folgen mit Philipp Hochmair als blindem Sonderermittler.

TV-Kommissare mag es viele geben, aber einen, der blind auf Tätersuche geht, gibt es nur im Ersten. Seit 2018 spielt der österreichische Theaterstar Philipp Hochmair in der Donnerstagsreihe “Der Wien-Krimi: Blind ermittelt” den Sonderermittler Alexander Haller. Durch einen Sprengstoffanschlag hat er sein Augenlicht verloren, doch seine analytischen Fähigkeiten sind weiter gefragt. Ihm zur Seite steht als sehender und treuer Freund Nikolai Falk (Andreas Guenther). Dieser chauffiert ihn nicht nur im Sportwagen, sondern lässt sich auch auf so manches Abenteuer mit ihm ein.

In den zwei neuen, je 90-minütigen Folgen (12 und 13), die am 9. und 16. Oktober ab 20.15 Uhr ausgestrahlt werden, müssen sich die Protagonisten an eine neue Chefin gewöhnen. Claudia Kottal verkörpert künftig die Hauptkommissarin Mia Markovic, die sich auf ihre Weise in dem nach wie vor von Männern dominierten Metier Respekt verschafft. Als Haller das erste Mal Ohrenzeuge wird, wie sie eine Vernehmung durchführt, ist er überzeugt: “Die weiß, was sie tut.”

Nachgefragt bei Hochmair, woran der Erfolg der Wien-Krimis liege, bei denen regelmäßig um die fünf Millionen Zuschauer einschalten, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Wien ist ein Sehnsuchtsort, wo es immer noch viel zu entdecken gibt.” Der erste Fall “Tod im Tiergarten” führt etwa in den ältesten Zoo der Welt, nach Schönbrunn, wo im Affen-Gehege ein Toter liegt. Es sei eben die Mischung aus einer geheimnisvollen Stadt mit einem speziellen Ermittlerteam.

Als Falk entdeckt, dass einer der Lemuren mit einem glitzernden Ding spielt, will Haller ihn hineinschicken. So hätte es auch das Drehbuch vorgesehen, verriet Hochmair. Doch dem Kollegen Guenther sei das nicht recht geheuer gewesen. Er habe vorgeschlagen: “Das soll doch der Blinde machen, dann kann er mit den Tieren reden wie der heilige Franziskus.” So entstand eine poetische, ja zauberhafte Szene, wie der Schauspieler schwärmt. Bei dieser greift der auf einem Ast sitzende Lemur vorsichtig nach der Sonnenbrille des vor ihm stehenden Ermittlers, der sich samt Blindenstab zu ihm gewagt hat, und rückt eine Armbanduhr heraus.

Die Folge ist fast eine Art Klassentreffen von Mitwirkenden der aktuellen Salzburger “Jedermann”-Inszenierung. Neben Hauptdarsteller Hochmair sind als Tierpfleger auch Nicole Beutler (Des Schuldknechts Weib) und Christoph Luser (Jedermanns guter Gesell und Teufel) dabei. Vor allem Letzterer stellt erneut eine dunkle Figur dar. “Das ist seine große Qualität”, lobt Hochmair. “Er ist ja im wahren Leben ein lieber Mensch, aber er hat da eine so tolle undurchsichtige Ausstrahlung.” Die Ermittlungen führen unter anderem in die plüschige “Furry”-Szene, in der Tierfreunde sich als Katzen, Pferde, Löwen oder auch Fabelwesen kostümieren.

Für “Geister der Vergangenheit” hat Uli Brée eine “fantasievolle und mutige Geschichte” geschrieben, erzählt der Schauspieler, der schon bei dessen TV-Hit “Vorstadtweiber” dabei war. Sie mag konstruiert wirken, räumt er ein, aber es werde das sensible Thema Gewalt an Frauen angepackt. Mit dabei ist Ursula Strauss als Hallers Ex-Kollegin Grischka Tanner. Seine Aussage hatte diese einst ins Gefängnis gebracht, nun führt sie eine psychoanalytische Praxis, die sich um weibliche Opfer kümmert. Er selbst, gerade erst einer Entführung mit einem Taxi entkommen, muss sich nun seiner Vergangenheit stellen.

An den Wortfetzen “Freuds Fehler” kann sich Haller erinnern. Der Weg führt ihn ins Sigmund-Freud-Museum. Mit der ebenfalls blinden Expertin Anna Bernays (Dennesch Zoudé) taucht er in die Welt von Über-Ich, Ich und Es ein. Hier bahnt sich eine Romanze an, die sich fortsetzen könnte. Denn die zwei scheinen sich blind zu verstehen, wie Bernays scherzt.

Für die Rolle des Sonderermittlers hat sich Hochmair in eine ihm unbekannte Welt hineindenken müssen. “Man kann sich das ja gar nicht vorstellen, was das für eine Einschränkung ist.” Das Tolle an der Figur aber sei, dass diese große Qualitäten anderer Art entwickele. Jeder Mensch könne das Sehvermögen verlieren, gibt er zu bedenken. Dann nicht aufzugeben und weiterzukämpfen, sei vorbildlich. “Das macht Hoffnung, das macht Mut, und darum ist dieser Typ Haller so interessant.”

Das trifft auch auf seine Person zu. Denn er geht offen damit um, Legastheniker zu sein. Um Texte zu lernen, lässt er sich diese vorlesen. So entstehe eine “Dialogmusik”, sagt er. “Das gemeinsame Musizieren des Dialogs würde mir als jemand, der das schnell lernt, erspart bleiben. Aber dadurch kann ich viel besser aussaugen, was drin steht.”