Um die Zukunft des Oberschlesischen Landesmuseums zu klären, fordert der Rat der Stiftung Haus Oberschlesien einen Runden Tisch. Ein solches Treffen solle dazu beitragen, „in der aktuellen verfahrenen Situation“ eine einvernehmliche Entscheidung zu finden, erklärte der Stiftungsrat am Dienstag. Der Rat sieht die Möglichkeit, das Museum an seinem Standort in Ratingen zu erhalten. Der Vorstand der Stiftung hat hingegen beschlossen, den Museumsbetrieb in Ratingen Ende des Jahres aus finanziellen Gründen einzustellen und die Sammlung in das Ruhrmuseum in Essen zu integrieren, falls der Bund keine Mittel für das Museum zur Verfügung stellt.
Der Rat der Stiftung sieht „die reale Chance, dass das Oberschlesische Landesmuseum wieder eine Bundesförderung erhält“. Zudem sei ein Konzept zur Neugestaltung der Dauerausstellung vorgelegt worden. Die finanzielle Situation der Stiftung sei nicht problematisch und es gebe auch keinen akuten, kurz- oder mittelfristigen Sanierungsbedarf an den Immobilien, erklärte der Stiftungsrat. Der Vorstand hatte beschlossen, das Museum am aktuellen Standort zu schließen, sollte der Haushaltsausschuss des Bundestags am 13. November keine zweckgebundenen Mittel für die Ertüchtigung des Standortes durch Erneuerung der Dauerausstellung bereitstellen.
Diesen Beschluss habe der Stiftungsrat nun beanstandet und einen Runden Tisch vorgeschlagen, erklärte das Gremium. Daran sollten Vertreterinnen und Vertreter aus dem Vorstand und Rat der Stiftung sowie von Land und Bund teilnehmen. „Die Debatte hat inzwischen eine polarisierende Wirkung bis weit in die Öffentlichkeit in Deutschland und Polen entfaltet, die nun in sachlichere Bahnen gelenkt werden muss“, hieß es in dem Aufruf. Es müsse eine Entscheidung gefunden werden, die alle Beteiligten „guten Gewissens“ vertreten könnten.
Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Sebastian Wladarz, kritisierte auf epd-Anfrage das Vorgehen des Rates. Der Vorstand sei dem Stiftungsrat bereits entgegengekommen, für den Fall, dass der Bundestag Mittel für das Museum bereitstellen sollte. Eine Beanstandung des Vorstandsbeschlusses sei „nicht statthaft“ und verstoße gegen die Satzung, betonte Wladarz.
Die Stiftung und das Museum bewahren das kulturelle Erbe Oberschlesiens, das heute politisch zu Polen und der Tschechischen Republik gehört. Viele Oberschlesier kamen im 19. und 20. Jahrhundert durch den Bergbau sowie durch Flucht, Vertreibung und Spätaussiedlung als Folge der beiden Weltkriege in den Westen Deutschlands. Zur Sammlung gehören mehr als 10.000 Objekte, neben Malerei etwa auch Gegenstände aus Religion und Bergbau, Fotos, Dokumente und Alltagsgegenstände.