“Wieder eine neue Sau durchs Dorf”: Konzepte helfen laut Jan Loffeld nicht mehr. Warum die Kirche laut dem Theologen eher Räume als Programme braucht.
Laut dem Theologen Jan Loffeld gibt es keine fertige Strategie, die den Relevanzverlust des Glaubens an Gott aufhalten kann. Stattdessen müsse die Kirche lernen, “dass Gott derjenige ist, der den Glauben schenkt”. Dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de sagte Loffeld am Donnerstag, die Kirche sollte alles tun, um Menschen zu ermöglichen, Gott zu treffen. “Aber ob er wirklich ins Herz geht, ob er zu einem Lebensprogramm wird mit seinem Evangelium, das müssen wir ihnen überlassen”.
Loffeld, der im niederländischen Tilburg Praktische Theologie lehrt, erklärte, er halte auch deshalb nichts von fertigen Konzeptentwürfen, weil die Menschen vor Ort “jede Konzeptgläubigkeit verloren” hätten. Dann heiße es: “Jetzt wird wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben.” Sie hätten schon oft die Erfahrung gemacht, dass sich Konzepte, Pastoralprogramme und Visionsprozesse nicht als realistisch erwiesen hätten. So gebe er lieber unterschiedliche Anregungen, die vor Ort in pastorales Handeln übersetzt werden könnten. Der Theologe rät zu Experimenten auf verschiedensten Ebenen. Allerdings sollte man realistisch bleiben und nicht zu hohe Erwartungen haben.
Loffeld erklärt die aktuelle Situation folgendermaßen: “Es ist die Herausforderung, dass Christen keine Monopolanbieterinnen für den Sinn und für Lebensfragen sind.” Daher müssten Christen neu lernen, ihren “Unique Selling Point” ins Gespräch zu bringen – also sich neu mit dem auseinandersetzen, was im Christentum das Besondere ist und darüber zu sprechen. “Wir dürfen uns nicht mehr darauf verlassen, dass es eine christliche Kultur gibt, die das von selber in die nächste Generation überträgt”, so der Theologe.
“Das Besondere ist, dass Gott sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben und die Welt erlöst hat. Und das finde ich immer noch das Interessanteste, was wir Ostern feiern, dass der Tod und das Böse nicht das letzte Wort haben werden.” Das könne man gar nicht anders beantworten als mit Gott, sagt Loffeld. Doch genau das geschehe heute. So sei es die Aufgabe der Kirche, “in diesen Pluralismus von Lebensentwürfen hinein” zu zeigen, was es bedeute, mit Gott zu leben – und ohne ihn.
Jan Loffeld hatte im vergangenen Jahr das Buch “Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt” veröffentlicht. Darin analysiert er die gegenwärtigen Herausforderungen der Kirche und zeigt mögliche Perspektiven für ein zukünftiges Christentum auf.