In Nordrhein-Westfalen sind immer weniger Menschen verheiratet. Lag der Anteil verheirateter Erwachsener im Jahr 1970 noch bei
70 Prozent, war dies im Jahr 2022 nur noch bei rund 52 Prozent der Fall, wie die statistische Landesbehörde IT.NRW am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Die Zahlen basieren auf den Ergebnissen der Volkszählungen 1970 und 1987 sowie dem Zensus 2011 und dem Zensus 2022.
Zum Zensusstichtag am 15. Mai 2022 lebten den Angaben nach knapp 7,7 Millionen verheiratete Menschen in Nordrhein-Westfalen. Damit sei etwa jede zweite volljährige Person in NRW verheiratet gewesen (51,5 Prozent). Zum Vergleich: Zur Volkszählung 1970 belief sich der Anteil verheirateter Personen ab 18 Jahren noch auf mehr als zwei Drittel (70,2 Prozent).
In dem Zeitraum seit 1970 sei der Anteil geschiedener Menschen um mehr als das Vierfache gestiegen, hieß es. Im Jahr 1970 lebten rund 273 000 Geschiedene in NRW. 1987 betrug diese Anzahl schon über 642.000. Im Jahr 2022 waren es dann knapp 1,4 Millionen. Gemessen an der Bevölkerung ab 18 Jahren habe sich der Anteil Geschiedener damit von 2,2 Prozent im Jahr 1970 auf 9,3 Prozent im Jahr 2022 mehr als vervierfacht.
Ebenfalls sei der Anteil lediger Erwachsener im selben Zeitraum von 16,2 Prozent auf 29,5 Prozent gestiegen, erklärte IT.NRW. Dagegen sei die Quote verwitweter Erwachsener von 11,3 Prozent im Jahr 1970 auf 8,3 Prozent im Jahr 2022 zurückgegangen.
Auf Ebene der Gemeinden zeige sich, dass Erwachsene in ländlichen Gemeinden überdurchschnittlich häufig verheiratet sind, erklärten die Statistiker. So waren 2022 in NRW 57,3 Prozent der volljährigen Bevölkerung in Gemeinden mit einem niedrigen Verstädterungsgrad verheiratet. Demgegenüber waren Erwachsene in Kommunen mit einem hohen Verstädterungsgrad – wie beispielsweise in Großstädten im Ruhrgebiet, entlang des Rheins oder in den Universitätsstädten Aachen, Münster, Bielefeld und Paderborn – im Schnitt seltener verheiratet (47,9 Prozent). Die Spannweite reichte von Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis mit 62,1 Prozent verheirateten Erwachsenen bis zur kreisfreien Stadt Aachen mit 37,8 Prozent Verheirateten.
Spiegelbildlich verhielt sich der Anteil Geschiedener: So waren 7,8 Prozent der Erwachsenen in Gemeinden mit niedrigem Verstädterungsgrad zum Zensusstichtag 2022 geschieden. In dicht besiedelten Kommunen lag dieser Anteil dagegen bei 9,7 Prozent. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Anteil lediger Erwachsener. Während in städtischen Gebieten ihr Anteil bei gut einem Drittel lag (32,9 Prozent), war in gering besiedelten Gemeinden durchschnittlich nur etwa jede vierte volljährige Person ledig (25,2 Prozent).
Die Volljährigkeit wurde in Westdeutschland bis 1974 erst mit dem 21. Lebensjahr erreicht. Für eine bessere Vergleichbarkeit wurde für alle Zeitpunkte die Bevölkerung ab 18 Jahren betrachtet, wie die Behörde erläuterte.