Elf Milliarden Euro für Hörhilfen, Prothesen, Rollatoren: Die Kosten der gesetzlichen Krankenkassen für medizinische Hilfen stiegen zuletzt deutlich an. Aber Patienten greifen auch selbst tief in die Tasche – zu Recht?
Rund elf Milliarden Euro zahlten die gesetzlichen Krankenkassen nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr für medizinische Hilfsmittel wie Hörhilfen, Prothesen und Rollatoren. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Kosten damit um 7,8 Prozent an, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen am Montag mitteilte. Von dem Geld seien etwa 32 Millionen Hilfsmittel für Versicherte erstattet worden, auch dies ein Anstieg um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Obwohl 80 Prozent der Hilfsmittel im vergangenen Jahr für gesetzlich Versicherte kostenfrei gewesen seien, hätten etwa 6,6, Millionen Patientinnen und Patienten noch rund 982 Millionen Euro an Mehrkosten selbst für Extras gezahlt, die nicht von den Krankenkassen erstattet worden seien. Das betreffe beispielsweise Hilfsmittel, die nicht medizinisch notwendig seien, sondern der Ästhetik oder dem Komfort dienten. Dies ist laut GKV-Verband ein Anstieg um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt zahlten gesetzlich Versicherte durchschnittlich 149 Euro an Mehrkosten aus der eigenen Tasche, wie es hieß. Die höchsten Mehrkosten fielen dabei mit durchschnittlich 1.505 Euro pro Patient bei Hörhilfen an. Danach folgen Augenprothesen – wie künstliche Augäpfel – mit durchschnittlich 504 Euro. Für Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zahlten Patienten im Schnitt 171 Euro dazu.
Die Chefin des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, äußerte gegenüber den Zeitungen jedoch Zweifel, ob Mehrkosten gerechtfertigt seien und eine bessere Versorgung brächten. “Erst, wenn die Krankenkassen auch die Gründe dafür kennen, ist es möglich, Versicherte noch besser vor ungerechtfertigten Mehrkosten zu schützen. Hier sollte der Gesetzgeber endlich tätig werden und eine gesetzliche Meldepflicht für Gründe von Mehrkosten festlegen.” Patientinnen und Patienten riet Pfeiffer, sich zunächst immer die kostenfreie Variante eines Hilfsmittels zeigen zu lassen.