In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Die britische Schauspielerin Kate Winslet ist für ihre Vielseitigkeit ebenso bekannt wie für ihre widerständige Kraft, mit der sie komplexe Frauenfiguren glaubhaft und nahbar verkörpert, zuletzt etwa die US-amerikanische Kriegsreporterin Lee Miller in “Die Fotografin”.
Schon kurz nach ihrem Spielfilmdebüt in “Heavenly Creatures” (1994) wurde sie für ihren Part in “Sinn und Sinnlichkeit” als beste Nebendarstellerin für den “Oscar” nominiert. In der Rolle der Rose DeWitt Bukater gelang ihr 1997 in “Titanic” der internationale Durchbruch.
Doch sie blieb nicht beim romantischen Rollenfach. Mit so unterschiedlichen Filmen wie “Eternal Sunshine of the Spotless Mind”, “Little Children” oder der Miniserie “Mare of Easttown” unterstrich sie ihre Vielseitigkeit. Seit drei Jahrzehnten verkörpert sie authentische Frauenfiguren, denen die Bedingungen ihrer Existenz allzu deutlich vor Augen geführt werden.
In der Dokumentation (22.05 – 23.00) zeichnet Claire Duguet auch nach, wie sich Winslet für ein positives Frauenbild ein- und gängigen Körperidealen widersetzt hat. Mit bald 50 Jahren ist sie heute ein Vorbild für andere; wozu auch gehört, dass sie sich das Recht herausnimmt, ältere Charaktere auf der Leinwand zu verkörpern.
Zuvor zeigt Arte ab 20.15 Uhr von 2008, in dem wie in “Titanic” Leonardo di Caprio Winslets Partner ist – eine exquisite Literaturverfilmung um ein scheiterndes US-Ehepaar:
Ein junges Ehepaar, Frank (Leonardo DiCaprio) und April (Kate Winslet) ziehen in den 1950er-Jahren in eine US-amerikanische Vorstadt und passen sich den Erwartungen an eine Mittelschichtsfamilie an. Dafür aber muss April ihren Traum, Schauspielerin zu werden, aufgeben, und Frank arbeitet in einem Job, den er für sinnlos hält.
Um ihre Ehe und sich selbst zu retten, schlägt April zu Franks 30. Geburtstag einen Neustart vor. Sie könnten sich in Europa das Leben aufbauen, das sie sich zu Beginn ihrer Beziehung beide so sehr gewünscht haben. April könnte als Sekretärin in einer US-Botschaft arbeiten und Frank könnte sich neu erfinden.
Doch in ihrem Umfeld stößt der Plan auf Unverständnis. Und als Frank zudem eine Beförderung angeboten wird und April entdeckt, dass sie erneut schwanger ist, gerät der Aufbruch ins Wanken. Doch wie findet man nach der kurzen Euphorie wieder ins alte Leben zurück? Frank weiß sich nicht anders zu helfen, als den Plan als Schnapsidee abzutun. April kann die Enttäuschung nicht verkraften und sucht einen Ausweg.
Die literarische Vorlage des eindringlichen Dramas von Sam Mendes spielt zwischen Frühling und Herbst des Jahres 1955. Die elegante Verfilmung belässt den Stoff auch in dieser Zeit, inszeniert ihn aber dennoch als absolut gegenwärtige Fragestellungen, die von Menschen, Problemen und existenziellen Themen handelt, in denen sich jeder leicht wiedererkennen kann.
“Zeiten des Aufruhrs” ist überdies ein Musterbeispiel für Literaturverfilmungen. Denn was in der Vorlage innerer Monolog oder Gedanke ist, wird im Film nicht in Dialoge verwandelt, sondern in Ausdruck und Geste der Darsteller, in eine Bewegung, ein Innehalten, ein kurzes Atmen der dezenten Kamera von Richard Deakins oder einen kommentierenden, distanzierenden oder Kontakt herstellenden Schnitt.