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Zahl der Wohngeldempfänger in Hamburg verdoppelt

Innerhalb eines Jahres hat sich in Hamburg die Zahl der wohngeldempfangenden Haushalte mehr als verdoppelt. Ende 2023 erhielten in der Hansestadt 27.205 Haushalte Wohngeld und damit 103 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Nord am Dienstag mitteilte. Der Anstieg dürfte hauptsächlich durch die Änderungen im Wohngeldrecht bedingt sein, mit denen der Kreis der Berechtigten ausgeweitet wurde, hieß es. Zudem wurde die Höhe der Wohngeldzahlungen angehoben: Laut Statistik stieg der durchschnittliche monatliche Anspruch zwischen 2022 und 2023 um 46 Prozent auf 318 Euro.

Die Zahl der unterstützten Haushalte von Erwerbspersonen erhöhte sich in Hamburg innerhalb eines Jahres um 94 Prozent auf 12.810, die von Nichterwerbspersonen wie Rentnerinnen, Rentnern, Studierenden und Arbeitslosen um 111 Prozent auf 14.395. Neben reinen Wohngeldhaushalten gab es in Hamburg Ende 2023 laut Statistikamt noch 465 wohngeldberechtigte Teilhaushalte, in denen nur ein Teil der Mitglieder Anspruch auf Wohngeld hatte. Ihre Zahl hatte sich binnen Jahresfrist um 86 Prozent erhöht. Wohngeld wird Mieterinnen und Mietern sowie Eigentümerinnen und Eigentümern gewährt, wenn sie sich die Höhe der Miete oder Belastung für angemessenen Wohnraum wirtschaftlich nicht leisten können.

Laut Mitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Hamburg liegt mit den gestiegenen Zahlen das Grundproblem auf der Hand: „Das Einkommen der Menschen muss zum Leben reichen, ohne dass sie zusätzliche Unterstützung beantragen müssen“, sagte Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla. Neben der Erhöhung der Tarifbindung und Tarifverträgen für höhere Löhne müsse ein Mietenstopp dafür sorgen, dass die Preise für Wohnraum nicht weiter steigen: „Das Wohngeld darf nicht dazu dienen, überhöhte Mieten mit öffentlichen Geldern zu bezahlen und eine soziale Mietenpolitik hintenanzustellen“, sagte Chawla. Sie forderte einen sechsjährigen Mietenstopp, den Bau von Sozialwohnungen und eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit.

Nach Ansicht des Hamburger Landesvorsitzenden des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Klaus Wicher, sind die Zahlen ein deutliches Zeichen: „Darin manifestiert sich für mich eine immer größer werdende soziale Spaltung, die inzwischen den unteren Mittelstand erreicht hat.“ Vor allem die Inflation habe dazu geführt, dass es in Hamburg zunehmend mehr Menschen, die bisher nicht auf finanzielle Hilfe angewiesen waren, „nicht mehr schaffen“. Gleichwohl sei Wicher froh darüber, dass seit Anfang des Jahres mehr Menschen von Wohngeld profitieren.