Der Weg zu den Sternen ist mühsam. „13 Meter ist die Decke hoch“, erklärt Helmut Kerlin. „Da kommen wir mit keiner Leiter hin.“ Kerlin ist Küster in der Christuskirche in Ickern, einem Stadtteil der Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel. Regelmäßig zum 1. Advent hängt er den traditionellen Stern über dem Altarraum auf: gelb, 25 Zacken, davon 17 Viereckzacken und acht Dreieckzacken. Für Fachmann Kerlin unverkennbar: „Das ist ein original Herrnhuter Stern.“ Anstelle der 26. Zacke wird oben die Beleuchtung eingesetzt – damit strahlt der Stern dann während der Advents- und Weihnachtszeit und sorgt für stimmungsvolle Atmosphäre.
Bis es soweit ist, muss Helmut Kerlin allerdings einige Kniffe anwenden. Weil Leitern nicht hoch genug reichen, klettert der Küster in den Dachstuhl der Kirche. Viele Jahre war das nicht nur mühsam, sondern geradezu tollkühn: Man musste über die Dachbalken jonglieren. Wenn man da abgerutscht wäre – na dann gute Nacht. „Die Kirchendecke ist dünn“, erklärt Kerlin, „da wäre man gleich durchgebrochen.“ Und 13 Meter tiefer auf den Kirchenbänken gelandet.
Aber die Zeiten sind vorbei. Mittlerweile hat ein Gemeindemitglied, Feuerwehrmann und erprobt im Umgang mit Gefahren, einen Bohlengang über das Wirrwarr aus Dachbalken gelegt. Jetzt kommt Kerlin problemlos nach vorn.
Und dort gibt es ein Loch in der Decke – genau überm Altar. Dort lässt der Küster ein Stromkabel hinunter; unten, am Boden, wird der Stern montiert und am Kabel befestigt – und schwupps, kann Helmut Kerlin das Ganze nach oben ziehen.
Und da leuchtet der Stern, wie einst über Bethlehem. Bis Maria Lichtmess; das ist 40 Tage nach Weihnachten. Dann haben der Stern und auch die beiden riesigen Tannenbäume darunter ihre Aufgabe erfüllt und werden abgebaut. Bis zum nächsten Mal. gmh
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Zackig zur Weihnachtszeit

epd/McKee