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Wo nur das Wesentliche gilt

Die katholische Gedächtniskirche Maria Regina Martyrum in Berlin begeht am 5. Mai ihren 50. Weihetag.

Von Gunnar Lammert-Türk

Dunkle Platten umgeben den Hof. Dunkel ist seine Pflasterung. Das strenge Geviert atmet die Luft eines Gefangenenlagers. Auch der Glockenturm am Eingang erinnert an einen Wachturm. Aber am Ende des gähnenden Platzes schwebt ein weiß strahlender Kubus, gehalten nur von der Umfassungsmauer und zwei schmalen Betonstützen, beinahe unwirklich und doch machtvoll. Drinnen führt eine steile Treppe zu einem hohen, von schmucklosen grauen Wänden umfassten Raum, einer Art riesige Zelle, fensterlos, Licht fällt dämmrig seitlich von der Decke herunter. Hier wird der Blick vom Elend der Gefangenschaft in eine andere Welt gerissen. Ein großes Altarbild am Ende des Raumes, seine ganze Breite einnehmend, zeigt eine wirbelnde Spirale aus Farbquadraten und -flecken, die zur Mitte hin immer heller wird, wo ein Lamm und ein Auge die Zeichen der Erlösung und der Ankunft in der himmlischen Welt sind.

Karmelitinnen unterstützen den Gedenkauftrag

Die Kirche Maria Regina Martyrum ist als „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit aus den Jahren 1933 bis 1945“ eine katholische Kirche, aber eine, die nicht nur an Katholiken erinnert, die aus ihrem Glauben und ihrem Gewissen im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime ihr Leben ließen. Denn in der Krypta ist auf dem Boden vor der Pieta zu lesen: „Allen Blutzeugen, denen das Grab verweigert wurde. Allen Blutzeugen, deren Gräber unbekannt sind.“ Stellvertretend für viele andere werden hier die Namen der Katholiken Erich Klausener, Bernhard Lichtenberg und Alfred Delp genannt, aber auch der des Protestanten Helmut James von Moltke, in dessen Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis der Jesuitenpater Delp mitgearbeitet hatte. Wer zu Maria Regina Martyrum zum Gottesdienst kommt, der fühlt sich der Kirche und dem Anliegen, für das sie steht, besonders verbunden. Darunter sind auch noch Menschen der alten Ortsgemeinde, die 1963, als die Kirche im Neubaugebiet Charlottenburg Nord eingeweiht wurde, bestand. Sie wurde 1984 einer anderen Gemeinde zugeordnet. Seitdem gibt es hier nur noch eine Personalgemeinde, die von Berliner Jesuitenpatern ehrenamtlich betreut wird. Den Gedenkauftrag unterstützen seit dieser Zeit Karmelitinnen, die zuvor auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau tätig waren. Ihr Kloster wurde gleich neben der Kirche errichtet.

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