Stephen Hawking ist tot. Der Vater faszinierender Ideen über Schwarze Löcher im Weltall, den Urknall und Parallel-Universen starb an den Folgen der Nervenerkrankung ALS. In den letzten Jahren musste er im Rollstuhl bewegungslos ausharren – trotzdem teilte er per Sprachcomputer dem Rest der Menschheit weiterhin bahnbrechende Gedanken mit. Auch das trug zu seinem Ansehen als Popstar der modernen Naturwissenschaft bei.
Die Nachricht über Hawkings Ableben war ein paar Stunden alt, da machte ein Bonmot die Runde: „Du bist gerade mal 15 Minuten hier“, tadelt ihn Gott im Himmel, „und schon hast du mir bis zur hundertsten Stelle hinterm Komma nachgewiesen, dass es mich gar nicht gibt.“
Denn Hawking war nicht nur ein brillanter Wissenschaftler. Er war auch eine Gallionsfigur des Atheismus. Hawkings Bekenntnis: Wer sich auf den Verstand berufe, auf Logik, Mathematik und Naturwissenschaft, der könne nicht an Gott glauben.
Damit steht Hawking im Widerspruch zu anderen Naturwissenschaftlern. Johannes Kepler, Albert Einstein, Max Planck – für sie und viele andere Forscher sind Gott und Wissenschaft kein Widerspruch. Der Schöpfer hat die Naturgesetze in der Welt versteckt, wie es Eltern mit Ostereiern im Garten tun. Es macht Spaß, danach zu suchen. Aber um Ursprung, Ziele und Zusammenhänge zu verstehen, reiche der menschliche Verstand schlicht nicht aus.
Hier würde Stephen Hawking Einspruch erheben: Es stimmt, die Menschheit kann den Dingen nicht auf den Grund gehen. Noch nicht. Denn der Mensch, so Hawking und Co., denkt und forscht weiter – und irgendwann wird er Ursprung, Ziele und Zusammenhänge verstehen.
Die einen glauben an Gott. Die anderen nicht. Offenbar hat das nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun. Womit dann? Erziehung? Prägung in Kinderstube und Jugendkreis? Veranlagung („Gottes-Gen“)? All das sind kluge und wertvolle Versuche, die Frage nach Gott zu beantworten.
Aber es sind Versuche des Menschen, von sich aus Gott auf die Spur zu kommen. Mit den Möglichkeiten des Verstands und den Methoden der Wissenschaft.
Der Glaube respektiert das. Und sagt: Letztlich führt das nicht zum Ziel. Die Frage nach Gott entscheidet sich woanders. Nämlich dort, wo Gott von sich aus auf den Menschen zugeht. Wo er sich offenbart.
Das heißt für Christinnen und Christen: in der Krippe und am Kreuz.
Gott wird Mensch. In Jesus geht er dorthin, wo es weh tut. Wo Kummer und Verzweiflung wohnen. Und er steht dem Menschen bei, wenn der in Kummer und Verzweiflung stürzt. Er überwindet Leid und Tod. Die einen können das glauben. Die anderen nicht. Warum? Das bleibt Gottes Geheimnis.
Stephen Hawking ist tot. Und ja: Nun wird er Ursprung, Ziele und Zusammenhang verstehen. Nicht, weil sein Verstand überragend war. Sondern weil er jetzt in der neuen Welt ist. Wo Gott auf ihn wartet. Die Fragen, das Leid, der Tod – alles findet dort ein Ende. Ein gutes Ende.