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Wo der Schinken hängt

Gut Erpenbeck im Tecklenburger Land bietet neben hausgemachten Spezialitäten auch ein wunderschönes historisches Gebäudeensemble und einen schattigen Hof zum Rasten

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Der alte Fachwerkspeicher mit den roten Ziegeln wirkt wie ein liebevoll restauriertes Museumsstück. Wer jedoch die Tür öffnet, sieht: Hier ist Bauernhandwerk noch ganz lebendig. Feine weiße Rauchschwaden schweben leicht wie Spinnennetze in dem dämmrigen Raum. Es riecht aromatisch und kratzt gleichzeitig im Hals. Hinter einer weiteren Tür hängen Stück an Stück die Schinken auf Gestellen in der Räucherkammer. Mit Gewürzen gesprenkelt, dunkelbraun auf der einen Seite, leuchtend rot auf der anderen.

Original westfälischer Knochenschinken – das ist das Produkt, auf das Gutsbesitzer Ulrich Erpenbeck und seine Frau Freia besonders stolz sind. Nur wenn das Fleisch aus Nordrhein-Westfalen stammt und die Herstellung genau vorgeschriebenen Abläufen folgt, darf der Schinken sich so nennen. Am Knochen wird das Fleisch gesalzen und trocknet dann mindestens sechs Monate. Luftgetrocknet oder geräuchert, hat er dann einen ganz besonderen Geschmack.
Auf Gut Erpenbeck wird der hausgemachte Schinken direkt in einem kleinen Hofladen verkauft. Aber Erpenbeck hat noch mehr zu bieten: Wer das gepflegte Ensemble rund um den backsteingepflasterten Hof durch den alten hölzernen Torbogen betritt, fühlt sich an Zeiten erinnert, in denen Gutsbesitzer wie kleine Fürsten über ihre Ländereien herrschten. Kaum vorstellbar, dass es dem Betrieb, dessen Ursprünge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, noch vor 50 Jahren ziemlich schlecht ging, wie Ulrich Erpenbeck erzählt: die ursprünglich 14 Heuerlingshäuser vernachlässigt, die alten Mühlen verfallen, der „Gräfte“ genannte Wassergraben versumpft. Ulrich Erpenbecks Mutter fing dann in den 60er Jahren mit einer kleinen Schinkenproduktion an, die schnell wuchs. Von ihr stammt der Werbespruch „Praktisch denken, Schinken schenken“, den Erpenbeck heute noch mit gewissem Stolz zitiert. Er selbst sagt: „Wir produzieren Essen mit Genuss.“
Inzwischen läuft der Betrieb wieder, und Gut Erpenbeck ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Eine kleine Laube und ein Kinderspielplatz unter der riesigen Kastanie im Hof laden zum Rasten ein. Wer Glück hat, darf einen Blick in das historische Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert werfen, und Gruppen können nach Anmeldung miterleben, wie in der alten Kornmühle gemahlen wird. Auch einer der ältesten Bäume Norddeutschlands, eine rund 1000-jährige Eibe, ist auf dem Gutsgelände zu bestaunen.
Das Leben trennen in Beruf und Freizeit? Das ist für das Ehepaar Erpenbeck undenkbar. Das riesige alte Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert muss ständig in Schuss gehalten werden; dazu kommen die parkähnlichen Außenanlagen mit dem Gräfte genannten Wassergraben, unzähligen Rosenbüschen und einem künstlichen Wasserfall.
Das Material zum Ausbessern und Verschönern besorgt sich Ulrich Erpenbeck am liebsten aus der Umgebung – Eichenholz aus dem eigenen Wald, Wasser aus dem nahen Mühlenbach, für den die Familie seit Generationen die Staurechte besitzt.
„Hier singt die Nachtigall, und wir können Eisvögel beobachten“, sagt Ulrich Erpenbeck. „Das ist unsere Form von Reichtum.“ Manversteht, was er meint.

Anreise: mit dem Auto über die A1, Abfahrt Ladbergen, dann die B 475 Richtung Kattenvenne bis zur Kreuzung Erpenbecker Straße; Parkmöglichkeiten auf dem Hof. Eine direkte Verbindung mit Bus und Bahn gibt es nicht. Der nächste Bahnhof liegt in Kattenvenne; von dort sind es rund sieben Kilometer bis Gut Erpenbeck.

Öffnungszeiten des Hofladens: montags bis freitags 9-12.30 Uhr und 15-18 Uhr, samstags bis 12.30 Uhr.

Kontakt: Telefon (0 54 85) 9 60 90, Internet: www.gut-erpenbeck.de.